Die Seebrücken der Insel Rügen

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Binz - Seebrücken von 1902 bis zur Gegenwart

 

Die Binzer Seebrücke, über die man heute flanieren kann, hat eine lange und ereignisreiche Geschichte.

Dreiviertel aller Gäste der Seebades Binz reisten um 1900 mit dem Schiff an.

Die Passagiere und ihr Gepäck wurden auf See in kleinere Boote umgeladen, da größere Schiffe nicht in den flachen Küstenbereich kamen.

Aufgrund des ansteigenden Tourismus auf der Insel Rügen beschloss 1901 die damalige Gemeindevertretung, eine 560 Meter lange Landungsbrücke zu errichten,

damit die Passagiere dann bequem über diese Seebrücke die Schiffe verlassen konnten.

Am 22. Juli 1902 wurde, nach nur einem Jahr Bauzeit, die erste Seebrücke Rügens eröffnet.

Ein besonderes Highlight dieser Seebrücke war am Brückenkopf das Restaurant  mit einer elektrischen Beleuchtung. Die Stromerzeugung erfolgte mit Hilfe eine Dampfmaschine, die sich in  der Nähe des Binzer Kurhauses befand.

Eine gewaltige Sturmflut zerstörte in der Nacht vom 30.  zum 31.Dezember 1904 die Binzer Seebrücke.

Aber schon ab 1905 entstand an selber Stelle eine stabilere Konstruktion mit ebenfalls 560 Meter Länge. Diese Seebrücke erhielt 1910 den Namen „Prinz Heinrich Brücke“.

Am 28. Juli 1912 befinden sich mehr als 1000 Besucher und Badegäste auf der Landungsbrücke, um von dem hölzernen Bauwerk aus die Ankunft des Dampfers "Kronprinz Wilhelm" und einen heranfahrenden Marinekreuzer zu begrüßen.

Gegen 18.30 Uhr legt die "Kronprinz Wilhelm" an, um Fährgäste zu landen und aufzunehmen. Als die Landung der Passagiere und des Gepäcks bereits erfolgt war, verschwand plötzlich die untere Brücke am Brückenkopf, auf welchem die einsteigenden 70 bis 80 Menschen standen, in der Tiefe der Ostsee und mit ihr die Fahrgäste. Ein sieben bis acht Meter langer Querbalken, auf dem der untere Teil der Landungsbrücke aufgelegen hat, sei gegen 19 Uhr offenbar aufgrund von Überbelastung entzwei gebrochen. 16 Menschen - zehn Frauen, vier Männer und zwei Kinder - sterben bei diesem Unglück in den Fluten.

Für Walter Mang aus Heidelberg und Walter Bunner aus Greifswald ist die Binzer Tragödie letzter Anstoß, ihre Ideen für ein Wasserrettungswesen umzusetzen. Mit Unterstützung maßgeblicher Persönlichkeiten sorgen die beiden dafür, dass am 19. Oktober 1913 in Leipzig die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) gegründet wird.

Die zerstörte Seebrücke von 1912 wurde  wieder aufgebaut. Mit Eröffnung des Rügendammes bei Altefähr 1936/37 und dem Ausbau des Straßennetzes auf der Insel verloren die Seebrücken an Bedeutung und wurden nun fast ausschließlich als Touristenattraktion genutzt.

Der strenge Winter 1942/43 zerstörte durch enorme Eisbildung die stark angeschlagene Brücke völlig.

Der 2. Weltkrieg sowie das fehlende Interesse in der Nachkriegszeit und in der DDR verhinderten den Wiederaufbau der Seebrücke von Binz.

Erst 1993 ist die neue Seebrücke mit einer Länge von 370 Metern wiedererrichtet worden.

Es vergingen 50 Jahre, bis eine neue Seebrücke am 21. Mai 1994 eingeweiht wurde. An dieser 370 Meter langen Landungsbrücke nahm das Motorschiff „Binz“ am 3. Juni wieder den Ausflugsverkehr auf. Mit ihrer Länge ist sie nach der Seebrücke Sellin die zweitlängste Seebrücke Rügens.

Und wer Binz besucht, muss auch auf der Seebrücke gewesen sein, dem zentralen Ort in Binz mit dem Blick über den Strand, die Strandpromenade und der Kulisse der Hotels und Appartmenthäuser,

weiter über die Bucht der Prorer Wiek bis hinüber nach Jasmund mit Sassnitz und der beginnenden Kreideküste.

Alljährlicher Höhepunkt an der Binzer Seebrücke ist im Juni das Brückenfest mit anschließendem Höhenfeuerwerk.

 

 

Alle Ansichtskarten aus der Sammlung von Günther Hunger.

Die Verlage, Herausgeber und weitere Informationen zu den Karten erfahren Sie unter Binz.