Ausgewählt
2021
Karte des Monats Januar 2021
„Schloß im Ortsteil Spyker (jetzt FDGB- Ferienheim)“
„Schloß im Ortsteil Spyker (jetzt FDGB- Ferienheim)“ ein Karte vom Verlag VEB Bild und Heimat Reichenbach i.V. aus dem Jahr von 1973, die 1982 auf die Reise ging.
Spyker ist das älteste Schloss auf der Insel Rügen und liegt in der Gemarktung der Gemeinde Glowe und direkt am Spykersee, malerisch eingebettet in der wunderschönen Landschaft. Der Schlosspark mit einem über 400-jährigen Baumbestand umfasst eine Fläche von mehr als 65000 Quadratmeter mit ausgebauten Spazierwegen. In der Geschichte wird das Schloss zum ersten Mal im Jahr 1318 erwähnt. Im 14. Jahrhundert wurde vermutlich ein als Speicher dienendes Gebäude errichtet. Spyker könnte abgeleitet sein von dem niederdeutschen Wort Spieker für Speicher.
Das Schloss ist ein rechteckiger, dreigeschossiger verputzter Backsteinbau aus dem 16. Jahrhundert. Auffallend sind die vier runden Ecktürme, die das Gebäude heute noch burgartig aussehen lassen. Schloss Spycker gilt als ältester Profanbau der Ostseeinsel.
Im Jahr 1817 gelangte dann das Schloss an den Fürsten Wilhelm Malte I. zu Putbus. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel das Schloss zusehends und ab 1958 fanden lediglich provisorische Sicherungsarbeiten am Schloss statt. Von 1965 bis 1968 wurde das Schloss auf Betreiben der Schweriner Denkmalpflege umfassend renoviert. Besonders erwähnenswert sind die vier thematisch gestalteten Stuckdecken, die zwei Innentüren aus der Zeit der Renaissance und ein Wappenmedaillon des Hauses Putbus. Dabei erneuerte man wesentliche Bauteile wie die hölzernen Zwischendecken- und die Fachwerkinnenwände sowie die hölzerne Wendeltreppe in Beton. Die kostbaren Stuckdecken – „die vier Jahreszeiten“, „die vier Elemente“ und die „Pfauendecke“ – im Obergeschoss wurden dafür vorübergehend abgenommen und später an teilweise neuen Stellen wieder angebracht. Zwischen 1964 und 1990 nutzte der FDGB das Schloss als Ferienheim.
Seit 1990 wird das Schloss als Hotel genutzt, und 1995 wurde es nach historischen Vorlagen restauriert. Das Hotel bietet 32 Gästezimmer und ein ansprechendes Gewölberestaurant mit einer Sommerterrasse lädt Gäste zum Verweilen ein.
In einem einmaligen historischen Rahmen werden im Schloss Spyker in den Salons, dem Restaurant und den Gästezimmern Kunstwerke aus dem 19. – 21. Jahrhundert von Künstlern wie Rodin, Lehmbruck, D. Giacometti, Chillida, Chagall, Christo, Dali, DeSoto, Tapies H.Janssen und vielen anderen, sowie wechselnde Ausstellungen von zeitgenössischen Künstlern wie K.Meixner und A.C. Schmetjen präsentiert.
2020
Karte des Monats Dezember 2020
„Ostseebad Lohme auf Rügen Chemnitzer Kinderheim"
Das Photohaus „Wiking“ aus dem Ostseebad Lohme auf Rügen brachte diese Karte auf den Markt, welche 1935 von Lohme nach Chemnitz auf den Postweg ging.
Das Kinderheim wurde als "Jenssen's Hotel" erbaut und firmierte in den 1920-er Jahren als "Baltischer Hof".
Die Stadt Chemnitz hatte das Gebäude, das einst das Hotel "Baltischer Hof" in den 1920er-Jahren war, gekauft und wurde von da an als Kindererholungsheim betrieben. Das Objekt steht direkt an der Steilküste, am heutigen Hochuferweg von Lohme in Richtung Stubbenkammer.
Nach einer kriegsbedingten Unterbrechung wurde das Heim im Mai 1948 wiedereröffnet. Der Betrieb wurde 1953 an den zuständigen Kreis übergeben.
Das Kinderheim Lohme unterstand somit von 1953 bis 1955 dem Kreis Bergen sowie ab 1. Januar 1956 bis Auflösung des Heimes 1990 dem Kreis Rügen mit Sitz in Bergen.
Einst ein elegantes Hotel, danach ein Kinderheim für rund 200 Waisen – heute bietet der Bau an der Steilküste von Rügen einen schauderhaften Anblick. Früher spielten hier Kinder, heute ist das ehemalige Chemnitzer Kinderheim in Lohme eine Ruine.
Der letzte Mieter des Hauses war die AWO Rügen. Seit 1998 steht das Gebäude leer und ist dem Verfall preisgegeben. Das Grundstück ist überwuchert, der Anstrich blättert von der Fassade ab und als Erinnerung bleiben zahlreiche Ansichtskarten von damals.
30 Jahre nach der Wende steht das einstmals prachtvolle Gebäude an der Steilküste leer und verfällt langsam.
Auf dieser historischen Ansichtskarte von 1935 aus der Sammlung von Günther Hunger aus Oschatz, erkennt man, was für ein prachtvoller Bau das ehemalige Chemnitzer Kinderheim einmal war.
(Quellen: AK Sammlung Günther Hunger Oschatz , Wikipedia, OZ)
Karte des Monats November 2020
„Stubbenkammer - Wilhelm-Sicht“
Die Karte „Stubbenkammer - Wilhelm-Sicht“, mit einer Fotografie von Hermann Müller Stubbenkammer aus dem Verlag Stengel & Co. G. m. b. H. Dresden, ist eine recht seltene Karte mit dem Gedenkstein zur Erinnerung an den Besuch vom 10. Juni 1865 von Wilhelm der I. an dieser Stelle. Royaler Besuch weilte im Juni 1865 mit König Wilhelm der I. und seiner Schwiegertochter, Kronprinzessin Victoria von Preußen, an den markanten Kreidefelsen auf der Halbinsel Jasmund auf Rügen. Zum Gedenken an diesen Besuch wurde später an der Stelle eine eiserne Aussichtsplattform errichtet, die über die Kreidefelsen hinausragt und eine faszinierende Sicht in die Tiefe und den Königsstuhl bietet. Die Große Stubbenkammer umfasst den 118 Meter hohen Königsstuhl und die nördlich direkt angrenzende Kreidefelsformation, einschließlich der dazwischen liegenden Schlucht. Die Kleine Stubbenkammer ist die vom Königsstuhl südlich gelegene Kreidewand mit dem Aussichtspunkt Victoria-Sicht, der 1865 anlässlich eines Besuchs des damaligen Königs von Preußen Wilhelm I. mit der Kronprinzessin Victoria so benannt wurde. Nur 50 Meter davon entfernt stand der dieser Gedenkstein auf dieser Ansichtskarte. Wie lange er hier stand ist unbekannt und auch sein Verschwinden bleibt ein Rätsel. Was bleibt ist diese Karte als ewige Erinnerung.
Der sagenumwobene Königsstuhl, touristischer Hauptanziehungspunkt im Nationalpark Jasmund, Deutschlands flächenmäßig kleinstem Nationalpark. Mit 118 m ist er der höchste Kreidefelsen des Nationalparks. Seit dem Jahr 2004 gehört der Königsstuhl zum Nationalpark-Zentrum Königsstuhl und liegt mitten im UNESCO-Welterbe Alte Buchenwälder Deutschlands. Er befindet sich 7 km nördlich von Sassnitz und 4 km südöstlich von Lohme entfernt.
Rund 300.000 Besucher kommen jedes Jahr auf den Königsstuhl, um von dort aus den Blick auf die Ostsee und die Kreidefelsen zu genießen.
(Quellen: AK Sammlung Günther Hunger Oschatz , Wikipedia, „Stubbenkammer“ und „Reiseland Rügen“
Karte des Monats Oktober 2020
„Gruss aus Bergen Billrothhaus“
Die Karte „Gruss aus Bergen Billrothhaus“ aus dem Kunstverlag Edwin Gauge Bergen a. R. zeigt eine der Sehenswürdigkeiten von Bergen, das Geburtshaus von Theodor Billroth und sein Porträt.
Christian Albert Theodor Billroth, einer der bedeutendsten Chirurgen des 19. Jahrhunderts, wurde 1829 in Bergen geboren. Nachdem er die ersten 3 Jahre seiner Kindheit in Bergen verbrachte, lebte er in Greifswald. Christian Albert Theodor Billroth hatte zunächst den Wunsch, Musik zu studieren. Dank seiner Mutter schlug er jedoch eine medizinische Laufbahn ein, studierte zunächst in Greifswald, später in Göttingen und Berlin. Er entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Chirurgen des 19. Jahrhunderts, gilt als Begründer der modernen Bauchchirurgie und vollbrachte Pionierleistungen in der Kehlkopfchirurgie sowie der Bakteriologie. Bereits 1881 führte er die erste Magenteilentfernung durch und dessen Errungenschaften bis in die heutige Zeit hineinwirken. Aber auch das Anlegen von „Krankenblättern“ ist ebenfalls auf ihn zurückzuführen.
Um 1859 erhielt Billroth eine Berufung als Professor der Chirurgie in Zürich.
In Bergen auf Rügen, dem Geburtsort Theodor Billroths, wurde 1896 eine Straße nach ihm benannt. Das Geburtshaus Billrothstraße 17 kaufte 1998 die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie und baute das „Billroth-Haus“ zu einer Begegnungsstätte mit Seminarräumen, einer wissenschaftlichen Bibliothek und Cafeteria aus. Seine musikalischen Neigungen würdigt die Stadt mit klassischen Hauskonzerten im „Billroth-Haus“. An dem Haus findet man ein bronzenes Medaillon, das anlässlich des letzten Besuches von Billroth 1892 in Bergen angebracht wurde. Am 6. Februar 1894 verstarb dieser deutsch-österreichischer Mediziner in Abbazia, heute Opatija/Istrien und wurde in Wien beigesetzt.
(Quellen: Wikipedia, „Insel Rügen“ und Deutsche Gesellschaft für Chirurgie)
Karte des Monats September 2020
Ostseebad Göhren - Kinderheim auf dem Nordpeerd
Die Karte „Ostseebad Göhren - Kinderheim auf dem Nordpeerd“ aus der Sammlung des Oschatzer Philokartisten Günther Hunger vom Verlag Stengel & Co. G.m.b.H. Dresden mit der Nummer 58170 beförderte die Post 1926 von Göhren nach Sachsen. Das Ostseebad Göhren auf der Insel Rügen entwickelte sich seit 1878 rasant zu einem Konkurrenten zu anderen Seebädern, obwohl es 1880 nur 31 Häuser und 188 Einwohner hatte.
Tief in die Ostsee ragt das „Nordperd“, eine bewaldete Landzunge und der östlichste Punkt der Insel Rügen, ins Meer. Mit 60 Metern über dem Meeresspiegel ist es zugleich die höchste Erhebung Göhrens.
„1882 wurde auf ihr erstmals ein Hotel mit einem Aussichtsturm errichtet, der nicht nur einen Blick zum benachbarten Ostseebad Sellin, sondern – bei guter Sicht - auch einen Blick über das Mönchgut bis hin zur Greifswalder Oie - eine Insel in der südlichen Ostsee- zuließ. Wie phantastisch diese Aussicht schon damals gewesen ist, bezeugen noch heute andere alte Panoramaaufnahmen, die in ihren Teilausschnitten als Postkartenmotive eine hohe Verbreitung fanden.“ (vgl. inselreport.de)
Im Buch „Elizabeth auf Rügen“ von 1904 findet sich das Hotel „Nordperd“, hier benannt als Hotel „Looks“ wieder. An dieser Stelle steht heute das Hotel „Hanseatic“. „In diesem berühmten Reiseroman veröffentlichte Elizabeth von Arnim (1866-1941) ihre hinreißenden Erlebnisse und verzaubernden Naturbeobachtungen auf der Insel Rügen. Mit ihrem unvergleichlichen Erzähltalent entwirft sie ein prächtiges Bild der »Perle der Ostsee« und lädt zu einer kurzweiligen Wanderung über die Insel ein.“ (https://www.suhrkamp.de/buecher)
„Das ehemalige Hotel und spätere Heim wurde 1998 abgerissen. An gleicher Stelle entstand das Hotel „Hanseatic Rügen“. Auch wenn es sich dabei nicht um das historische Bauwerk mit seinem kastellartigen Turm handelt, hat auch der Neubau einen Aussichtsturm, der mit einem Blick in die Ferne lockt. Für jedermann frei zugänglich, hat sich das Markenzeichen des Hotels längst zu einer neuen Attraktion entwickelt. Heute geht es mit dem Fahrstuhl in die vierte Etage, um die Turmbesteigung zu beginnen. Die Mühe lohnt, denn angekommen auf der obersten Plattform des 26 Meter hohen Turmes, lässt sich die Aussicht genießen. Ob Kreidefelsen, Insel Vilm oder ein Blick über den Greifswalder Bodden – hier kann man sich einen Überblick verschaffen. Gut, dass ein eigens für dieses Erlebnis eingerichtetes Turmcafé „Bellevue“ zum Verweilen einlädt. Bei Kaffee und Kuchen lassen wir sich noch einmal die gesammelten Eindrücke Revue passieren und so manche Ansichtskarte wird hier heute noch geschrieben. So findet der kostenfreie Blick auch eine entsprechende Wertschätzung.“ (vgl. inselreport.de)
Mit der Ansichtskarte von damals bleibt das alte Hotel und spätere Kinderheim mit ihren Geschichten der Nachwelt erhalten.
Übrigens: „Nordpeerd kommt vom plattdeutschen Wort "Nordpeerd" also Nordpferd= stammt aus der Seefahrt aus dem 1. dänischen Seebuch von ca. 1575. Hinter dem jetzigen Hanseatik = alt "Nordperd" auf dem Nordpeerd (Göhrener Höhenzug) steht dazu eine Erläuterungstafel der Mönchguter Museen Nordpeerd = Landmarke der Seefahrt“ ergänzt Bernd Elgeti.
Karte des Monats August 2020
Groß Schoritz-Rügen
Groß Schoritz-Rügen, eine Karte aus dem Verlag und vom Fotografen van Aaken aus Putbus zeigt das Geburtshaus des Schriftstellers und Historikers Ernst Moritz Arndt.
Das Gut Groß Schoritz war Stammsitz der Familie von Kahlden. Sie ließen Mitte des 18. Jahrhunderts das eingeschossige verputzte Backstein-Traufenhaus errichten. Im Jahr 1755 erwarb Graf von Löwen das Gut und von 1767 bis 1945 befand es sich im Besitz der Fürsten zu Putbus. Im Gutshaus wurde am 26.12.1769 der Schriftsteller und Historiker Ernst Moritz Arndt geboren. Daran erinnert am Giebel der Frontgaube ein Portraitrelief aus dem Jahr 1913. Nach 1945 wurde das Gutshaus zu Wohnzwecken genutzt und ab 1997 fanden umfangreiche Restaurationsarbeiten am und im Haus statt. Im Gutshaus befindet sich heute eine Ernst-Moritz-Arndt Gedenkstätte und der Sitz der Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft. Das Gut wird als Wohnhaus und für Kulturveranstaltungen genutzt. Zum Gutshaus gehört ein kleiner Park, der von einer Feldsteinmauer umgeben ist.
Ernst Moritz Arndt (* 26. Dezember 1769 in Groß Schoritz; † 29. Januar 1860 in Bonn) war ein deutscher nationalistischer und demokratischer Schriftsteller, Historiker und Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung. Als Publizist und Dichter widmete er sich hauptsächlich der Mobilisierung gegen die Herrschaft Napoleon Bonapartes in Deutschland. Daher wird er auch als Freiheitskämpfer bezeichnet. Er gilt als bedeutender Lyriker der Epoche der Befreiungskriege. Inwieweit seine Äußerungen zum Judentum als antisemitisch zu bewerten sind, ist umstritten. Ernst Moritz Arndts Geburt fiel in die Zeit zwischen dem Siebenjährigen Krieg und der Französischen Revolution. Sein Vater Ludwig Nikolaus Arndt (1740–1808) konnte sich, obwohl er nur der Sohn eines Hirten der Herrschaft zu Putbus in Schwedisch-Pommern war, im Jahr 1769 für die hohe Summe von 80 Talern aus der Leibeigenschaft des Grafen Malte Friedrich zu Putbus freikaufen und arbeitete zur Zeit von Arndts Geburt als Inspektor auf dem Gut des Grafen. Ab 1776 wurde der Vater Pächter verschiedener Güter auf Rügen.
Die Ansichtskarte aus der Sammlung von Günther Hunger aus Oschatz ging 1913 per Post an den Oberförster Schulze nach Putbus.
(Quellen: Wikipedia und Ernst-Moritz-Arndt Gedenkstätte)
Karte des Monats Juli 2020
Glewitzer Fähre auf Rügen
Auf der Halbinsel Zudar, im Süden der Insel Rügen, liegt der Fährhafen Glewitzer Fähre mit einer jahrhundertealten Fährverbindung zum Festland.
Glewitz wurde erstmals 1293 urkundlich erwähnt.
Der Verl ag Lichtdruck von Knackstedt & Näther Hamburg brachte diese Karte heraus und 1902 wurde sie per Post versendet.
Jahrhundertelang war die Glewitzer Fähre die wichtigste Überquerung von der Insel Rügen nach Pommern. Mit Fertigstellung des Rügendammes im Jahre 1936 wurde der Fährbetrieb teilweise eingestellt und erst ab 1994 in den Sommermonaten wieder richtig aufgenommen. Der Fähranleger war 1880 massiv gebaut worden und 130 Meter lang. Bis 1920 wurde nördlich des Fähranlegers eine Hafenmole errichtet, die bogenförmig zum Fähranleger einen kompakten Hafen bildete, die Fährmole wurde noch weiter verstärkt.
Die kürzeste Verbindung von der Insel Rügen zum Festland ist die Autofähre, die vom Ort Glewitzer Fähre nach Stahlbrode übersetzt.
Als der Rügendamm noch die einzige feste Straßenverbindung war, wichen viele Autotouristen wegen der regelmäßigen Staus vor dem Rügendamm auf die Fährverbindung aus, um schneller ihre Urlaubsziele auf der Insel zu erreichen. Mit der Fertigstellung der neuen Rügenanbindung und der Rügenbrücke hat sich die Anreisesituation für Autofahrer weitestgehend entspannt und die Fährverbindung verlor an Bedeutung. Dennoch nutzen noch viele Urlauber die Fähre, denn solch ein Transportmittel gehört einfach zu einem Inselbesuch, oder?! Heute haben auf der Fähre ca. 40 Pkw Platz und eine Fahrt dauert ungefähr 10 Minuten zzgl. Be- und Entladen. Die Autofähre ab Glewitz pendelt heute täglich im 20 Minuten Takt und ist nicht zu vergleichen mit der Situation von 1902.
Karte des Monats Juni 2020
Strandleben Binz 1923
Diese Echt-Foto-Karte mit der Nummerierung 524 von 1923 aus der Sammlung von Günther Hunger gewährt einen Einblick in die Bademode und die Strandfotografie.
Der aufblühende Tourismus im 19.Jahrhundert brachte auch neue Arbeitsfelder. Die Fotografen verdienten am Bedürfnis der Touristen, eigene Karten aus dem Urlaub in die Ferne zu verschicken. Unübertroffen sind die Aufnahmen in der natürlichen Wiedergabe des Strand- und Badelebens. Es sind Karten in Bromsilber-Handarbeit, sehr persönlich und in ganz kleinen Auflagen.
Wer mögen die zwei Damen gewesen sein? Eine von den beiden Frauen war die dankschuldige Hilde.Dank wofür und warum mit zweiter Weiblichkeit? Wer war der liebe Norbert, der diese Karte vom 13.August 1923 erhielt?
Täuscht es oder war man damals fröhlicher, im wahrsten Sinne badelustiger? Oder lag es am knipsenden „Lichtmaler“, der seinen guten Schlachtruf zu verteidigen hatte – „Alles jubelt, alles lacht, wenn der Fotograf seine Fotos macht“?
In Binz gab es ab 1904 bereits Photo-Zobler, eines der ältesten Fotofachgeschäfte auf der Insel Rügen. Wie viele solche Karten dabei entstanden, ist unbekannt.
Deshalb an dieser Stelle einige Worte zur Bademode der damaligen Zeit.
Damals wie heute spielte auch die Bademode eine große Rolle.
Die Gäste legten ein äußerst prüdes Verhalten an den Tag und badeten abgeschirmt von den Augen anderer. Mitte des 19. Jahrhunderts kam etwas wirklich Neues auf - die Badeanzüge aus derbem Baumwollstoff. Es waren Überkleider in Marineoptik.
In den 20er Jahre des 20. Jahrhunderts, in denen alles "wild" zuging, durften die Damen Knie zeigen. So konnte bzw. sollte es im sittenstrengen Deutschland aber nicht zugehen. Der Zwickelerlass vom 18. August 1932 bot dieser frivolen Mode“ endlich“ Einhalt. Die Kleiderordnung beim Baden regelte man nun per Gesetz.
Mit dem Ende des 2. Weltkrieges nahm auch in der Bademode der amerikanische Einfluss auf Europa stetig zu.
Freizügigkeit in puncto Haut setzte sich als neuer Trend durch und mit ihm hielt nach 1949 der Bikini Einzug in die deutsche Badekultur, was auch auf der Insel Rügen vielfach zu sehen war. Mit dieser Bademode eröffnete der Bikini den Frauen und den Männern reizvolle Perspektiven.
Karte des Monats Mai 2020
Kloster Hiddensee, HO-Gaststätte „Dornbusch“
Diese Karte von 1974 vom Verlag VEB Bild und Heimat Reichenbach i.V. mit einem Foto von Gutjahr aus Halle präsentiert einen Einblick in die Hiddenseer DDR-Geschichte. Sie ist ein Stück DDR-Zeitzeugnis von Hiddensee, denn die Insel war ein fast vergessener Teil der DDR und galt in der Republik als Rückzugsort. Zur Zeit der DDR fanden vor allem jüngere Inselbesucher auf Hiddensee ihr kleines privates Paradies – bei gutem Wetter mit Sicht bis Dänemark. Sie bot Künstlern, Aussteigern und Andersdenkenden einen Ort, der ein "klein wenig freier als der Rest der Republik" war. Die Insel hat bis heute ihren Reiz behalten. Sie ist etwa 16,8 Kilometer lang, an der schmalsten Stelle etwa 250 Meter und an der breitesten etwa 3,7 Kilometer breit.
Mit dem fast zeitgleichen Bau von fünf großen Hotels in Kloster, Haus Hitthim 1909, Zum Klausner 1911, Wieseneck und Haus am Meer (die spätere Vogelwarte) beide 1913 und im selben Jahr das von einem Gasthof zum Hotel erweiterte Dornbusch, stiegen die Touristenzahlen sprunghaft an und Kloster wurde zum touristischen Hauptort der Insel. Die Hiddenseer Hotels waren zu Beginn der fünfziger Jahre fast durchgängig privat geführt, wurden erst danach verstaatlicht und kamen damit zum FDGB oder der HO. In den 1980er Jahren gab es hier bis zu 2.000 offizielle Gästebetten, rund 1000 weniger als heute. Das Appartement-Haus Dornbusch, ein ehemaliges Hotel, lädt heute mit 28 modern und exklusiv ausgestatteten Appartements für 1 bis 4 Personen zu einem Besuch der Insel Hiddensee ein. Hier weilten auch bekannte Persönlichkeiten aus Künstlerkreisen als Gäste, stellvertretend seien Gustav Gründgens, Inge Meisel, Thomas Mann, Billy Wilder und Gret Palucca genannt. Vom früheren Hotel blieben nach dem Umbau die Umrisse und die denkmalgeschützte Vorderfront erhalten.
Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde ab dem 16. März 2020 Hiddensee für Touristen gesperrt und alle Gäste, die sich auf der Insel befanden, mussten diese bis zum 19. März verlassen. Nun bleibt die Hoffnung auf eine baldige Öffnung des heutigen Appartement-Haus-Dornbusch, welches sich im schönsten Teil der Insel Hiddensee – in Kloster – keine 100 Meter vom Hafen entfernt, dicht am Gerhart-Hauptmann-Haus und der Klosterkirche befindet. Neben Restaurant und Schwimmbad hat der Gast von hier den schönsten Ausblick über Hiddensee.
Karte des Monats April 2020
Saßnitz a. Rügen Hotel z. Fahrnberg
Aus dem Kunstverlag Julius Simonsen Oldenburg i. Hst. stammt diese 1937 gelaufene Karte vom Hotel „Fahrnberg“ aus der Sammlung von Günther Hunger.Das „Hotel zum Fahrnberg“ hat eine interessante Vergangenheit, die auf einen glücklichen Umstand zurückgeht und auf einer besonderen Leistung fusst.
1866 strandete vor der Insel Rügen bei Sassnitz ein holländisches Schiff, das mit Eichenholz beladen war. Um es nach geltendem Strandrecht auf den Sassnitzer Strand zu holen, befestigte der mutige Schwimmer Julius Böttcher bei schwerem Seegang eine Leine am Schiff, damit es an Land gezogen werden konnte. Das Holz erwarb der Baumeister Th. Paulsdorf aus Bergen, der 1869 damit das “Hotel zum Fahrnberg“ erbaute, nachdem im Jahr 1868 der preußische Forstfiskus entschied, ein Stück Waldland für die Erbauung eines Hotels zu veräußern. Diese Entscheidung entsprach dem Wunsch vieler Badegäste und der Sassnitzer nach einem weiteren Hotel.
Der kleine aufstrebende Badeort Sassnitz wurde in den 1850er Jahren immer beliebter und konnte Ende der 1860er Jahre nicht mehr alle ankommenden Gäste beherbergen. So mussten viele Badegäste des Öfteren wieder abreisen. Das neu erbaute Hotel, benannt nach dem nördlich anschließenden Höhenzug „zum Fahrnberg" galt von Beginn an als das vornehmste Hotel in der Umgebung. Doch mit steigenden Gästezahlen wurde auch dieses Hotel zu klein und in den Jahren 1880 und 1882 erfolgte die Unterbringung der Gäste in neu errichteten Nebengebäuden.
Der berühmteste Besucher des Hotels war u.a. Johannes Brahms, der 1876 im Hotel weilte. Der Komponist konnte hier in Sassnitz den 4.Satz seiner 1. Sinfonie in c-Moll op. 68 beenden und wurde allabendlich im Hotel beköstigt. Die Arbeit an diesem Werk hatte Brahms schon 1862 begonnen. Mit Theodor Fontane verbrachte 1884 eine weitere bekannte Persönlichkeit seinen Aufenthalt in diesem Hotel. Hier schrieb der Autor über den Herthasee im Wald des Nationalparkes Jasmund mit seinen wendischen Opfersteinen und verewigte sein Wohlgefallen an Sassnitz 10 Jahre später in seinem Roman „Effi Briest“. Mit den Worten: „Nach Rügen reisen heißt nach Saßnitz reisen“, gesprochen von Effis Mann, dem Baron von Innstetten, fand Sassnitz einen würdigen und dauerhaften Platz in der Weltliteratur.
Nachdem das Hotel über 60 Jahre als solches gedient hatte, wurde das Gebäude ab 1933 in eine Landesführerschule der NSDAP umgebaut. In den letzten Kriegsjahren des 2. Weltkrieges diente es als Lazarett und danach von 1945 bis 1995 als Krankenhaus, bevor es 1996 abgerissen wurde.
Karte des Monats März 2020
Ostseebad Baabe auf Rügen- Am Strande
Vom Kunstverlag Julius Simonsen aus Oldenburg in Holstein stammt die Karte „Ostseebad Baabe auf Rügen- Am Strande“ , die 1921 auf die Reise von Baabe nach Berlin-Lichtenwalde ging.
Das Ostseebad Baabe, ein Kurort im Südosten der Ostsee-Insel Rügen, liegt zwischen den Ostseebädern Sellin und Göhren auf der Halbinsel Mönchgut.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war der 1252 erstmals urkundlich erwähnte Ort ein sehr kleines Fischerdorf mit wenigen Häusern, das sich erst mit dem aufkommenden Badebetrieb entwickelte.
Baabe hat einen traumhaften, 50 Meter breiten, feinsandigen 1,5 km langen, weißen Strand, der flach in die Ostsee abfällt.
Das Ostseebad beherbergt seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Badegäste. Im Jahr 1888 wird ein erstes Gasthaus „Zum grünen Zweig" eröffnet und 1895/96 entstand ein einfaches Bad mit Badesteg.
1913 wurde ein großes Herren-, Damen- und Familienbad errichtet. Jährlich besuchten 3000 bis 4000 Badegäste den Ort. Sonne, Strand, Meer, Wind und Wellen, dazu kilometerlanger feinster Sandstrand,Dünenwälder und die Hügellandschaften begeisterten die Gäste damals und heute. Von 1920 bis 1927 entstand die noch heute den Ort prägende Allee zum Ostseestrand.
Baabe ist der erste Ort, in dem 1922 das Freibaden erlaubt wird, also nicht mehr zwingend nur das Baden in Badeanstalten. Die Karte aus der Sammlung von Günther Hunger erinnert mit den Strankörben und dem Badebetrieb um 1920 an die Zeit von damals.
Karte des Monats Februar 2020
Sagard a. Rg.
Sagard, hier auf einer Karte aus dem Verlag Dr. Schneider aus Bergen, wurde erstmals im Jahr 1250 als Zagard erwähnt. Der Name der Gemeinde Sagard stammt aus dem Slawischen und bedeutet so viel wie Einfriedung oder Burgort. Dies deutet auf den ehemals hier befindlichen aber eingeebneten slawischen Burgwall aus dem 12. Jahrhundert hin.
Den Blickfang bildet die St.-Michaelis-Kirche auf dieser Ansichtskarte von 1930.
Die Sagarder Kirche, eine spätromanisch/gotische Backsteinkirche, gehört zu den vier ältesten Gotteshäusern der Insel Rügen. Um 1210 entstand eine einschiffige, turmlose Hallenkriche. Um 1400 wurde der romanische Chor abgerissen und der Chorraum zu seiner jetzigen Größe umgebaut. Zugleich wurde eine Sakristei angefügt, das Nordschiff gebaut und die Südkapelle errichtet. Um 1500 wurde der jetzige quadratische gedrungene Turm angefügt und das Hauptschiff mit einem gotischen Gewölbe versehen. Ende des 18. Jahrhunderts erfolgte die Erweiterung der Südkapelle zum jetzigen Südschiff.
Die zweigeschossige Orgel, 1795 durch Christian Kindten erbaut, ist eine der bedeutendsten Spätbarockorgeln Norddeutschlands. Sie ist die zweitälteste aber mit rund 1200 Pfeifen die größte Barockorgel der Insel.
Der Altaraufsatz wurde um 1726/27 von Elias Keßler, Stralsund, geschaffen. Seine Bilder erzählen die Geschichte der Passion von Jesus Christus. In halber Höhe sind vier allegorische Figuren, die die Geduld, die Hoffnung, die Liebe und den Glauben symbolisieren, zu sehen. Den Abschluss auf dem Altar bildet die Gestalt des auferstandenen Christus.
In der Zeit der französischen Besetzung wurden Kanzel, Taufständer und Gestühl zerstört und mussten 1830 erneuert werden.
Die ersten Anfänge eines Kur- und Badebetriebes gab es schon um 1750. Im Jahr 1795 eröffnete der Pastor Heinrich Christoph von Willich mit seinem Bruder, dem Landarzt Dr. Moritz von Willich, eine Brunnen-, Bade- und Vergnügungsanstalt.
Seit 1991 wurde der historische Ortskern im Rahmen der Städtebauförderung saniert und ist auch heute sehr sehenswert.
Karte des Monats Januar 2020
Unser erstes FDGB –Urlauberschiff
Bereits im Jahr 1958 erschien diese Ansichtskarte vom zukünftigen FDGB-Urlauberschiff im Verlag Reprocolor Leipzig in Verbindung mit der Massenorganisation der Freien Deutschen Jugend. Damit sollte die Finanzierung beworben werden.
Zur Finanzierung des Schiffes trugen zahlreiche volkseigene Betriebe (VEB) der DDR mit Leistungen und finanziellen Mitteln bei und deshalb gab es bereits diese Karte. Über 29,5 Millionen DDR-Mark wurden dafür unter anderem durch die Steckenpferd-Bewegung gespendet. Die „Fritz Heckert“ war der einzige Neubau eines Kreuzfahrtschiffes in der DDR für die DDR.
Am 28. November 1959 wurde das Schiff bei der Mathias-Thesen-Werft Wismar unter dem Namen Solidarität auf Kiel gelegt und am 25. Juni 1960 lief es vom Stapel. Der Bau erfolgte als Zweischrauben-Fahrgastschiff mit in der Mitte liegendem Maschinenraum. Ein besonderes Kennzeichen der „Fritz Heckert“ war das Kreuzerheck und die schornsteinlose Ausführung. Die Fahrgastkabinen waren 1960 zum großen Teil für zwei Personen und nur wenige für vier Personen ausgelegt. Offiziere des Schiffes wurden in Ein-Mann-Kabinen untergebracht. Nach der Indienststellung am 15. April 1961 lief die „Fritz Heckert“ am 1. Mai 1961 zur Jungfernfahrt unter Kapitän Willi Leidig nach Helsinki, Leningrad und Riga aus. Bis zu ihrer Außerdienststellung am 2. Mai 1972 fuhr die „Fritz Heckert“, das nach dem deutschen Politiker, Mitbegründer des Spartakusbundes und der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD)benannte Schiff überwiegend im Ostseeraum, war aber auch auf Reisen nach Island und ins Mittelmeer.
Das Schiff war 141 Meter lang, 17,60 Meter breit und bot 369 Passagieren Platz. Die Maschine des 7400 BRT großen Schiffes leistete 10.600 PS. An Bord des Kreuzfahrtschiffes mit seinen acht Decks befanden sich 112 Zweibett-, 33 Dreibett- und 14 Vierbettkabinen, zwei Schwimmbäder sowie einige Restaurants und kulturelle Einrichtungen. Zwischen 1960 und 1972 fuhr das Schiff 494.345 Seemeilen, dabei wurden über 63.000 Passagiere befördert und 59 Häfen in 24 Ländern angefahren.
Nach der ersten Reise des Schiffes wurde konstatiert, dass das Schiff sehr stark rollte und der Rumpf zu weich konstruiert war. Es kam zu Schwierigkeiten mit der komplizierten Maschinenanlage, zu Durchbiegungen und Stabilitätsmängeln. In den Jahren1963/64 wurde daraufhin die Ruderanlage umgebaut. Durch die weiche Bauweise kam es zu Rissen an den Fenstern in der Schiffsmitte. Nach der Beseitigung der Schäden traten sie jedoch immer wieder auf. Am 22. Februar 1971 übernahm die Bereederung des Schiffes der VEB Deutsche Seereederei Rostock. Ab dem 2. Mai 1971 lag das Schiff im Rostocker Stadthafen. Am 6. Juli 1971 erfolgte die Verschleppung von Rostock nach Wismar, wo es als Wohnschiff für DSR-Mitarbeiter diente. Am 2. Mai 1972 wurde das Kreuzfahrtschiff im Seehafen der Stadt Stralsund als schwimmendes Arbeiterwohnheim des VEB Volkswerft Stralsund festgemacht. Ab 15. April 1982 nahm es die VEB Deutfracht-Seereederei Rostock in Besitz, nutzte es weiter als Wohnheim in Stralsundund ab 1986betrieb es dann das VEB Kombinat Kernkraftwerk “Bruno Leuschner” Greifswald.
Neuer Eigner des Schiffes wurde Anfang des Jahres 1991 die Hamburger Firma “Gulf-Offshore-Engineering”, die das Schiff zum Hotelschiff umbauen ließ. Fortan war es als solches unter wechselnden Besitzern in den Vereinigten Arabischen Emiraten unter dem Namen „Gulf Fantasy“ im Einsatz. Die letzte Reise trat das Schiff am 4. März 1999 nach Mumbai zur Verschrottung an.
Weitere Karten vom FDGB-Urlauberschiff finden Sie in der Rubrik Schiffe.
Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) war Dachverband der etwa 15 Einzelgewerkschaften auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone von 1945 bis 1949 und danach bis 1990 in der Deutschen Demokratischen Republik. Der FDGB war Mitglied des Weltgewerkschaftsbundes.
2019
Karte des Monats Dezember 2019
Goehren a. R. Die Waldkirche
Mit dem beginnenden Badebetrieb auf der Insel Rügen und in Göhren war auch bald eine Kirche im Ort notwendig.
Im Jahr 1890 hatte Pfarrer Spoerel die Idee, eine Waldkirche in Göhren zu errichten. Sein Nachfolger Pastor Medenwald verfolgte diese Idee weiter und so gab es 1898 den ersten Waldgottesdienst. Die erste Kirche bestand nur aus ein paar überdachten Bankreihen für die Gemeinde und einer überdachten Kanzel für den Pfarrer. Sie stand damals dort, wo sich heute das Kriegerdenkmal befindet, direkt neben dem Hauptabgang zur Kurpromenade in Göhren.
Der Verlag Ottmar Zieher aus München dokumentierte dieses Bauwerk auf seiner Ansichtskarte. Im Jahr 1892/93 erfolgte der Eintrag vom Verlag in das Handelsregister als die „Kunstverlagsanstalt“ in der Hofstatt 6/I. Im Zeitraum zwischen 1890 und 1895 knüpfte Ottmar Zieher geschäftliche Kontakte in Leipzig, u.a. auch zum Künstler Arthur Thiele. Um 1900 änderte sich der Eintrag im Handelsregister in „Ansichtspostkarten-Zieher Ottmar, Kunst- und Verlagsanstalt, München-Leipzig, Hofstatt 6/I, München.
In dieser Zeit gehörte Göhren noch zur Kirchengemeinde Middelhagen. Erst ab 1913 ist das Ostseebad Göhren eine eigenständige Kirchengemeinde mit Gemeindekirchenrat und Friedhof und so begann man umgehend, eine richtige Kirche zu planen.
Bedingt durch den ersten Weltkrieg und die Inflation konnten diese Baupläne zunächst nicht in die Tat umgesetzt werden. Erst 1929 erfolgte dann die Grundsteinlegung und als Standort wurde der Speckbusch ausgewählt, ein Hügel südlich des Ortes mit einem Hügelgrab aus der Bronzezeit (2200 bis 1200 v. Chr.).
Die Dorfkirche in Göhren aus Klinker ist einer der jüngsten Kirchenbauten auf Rügen. Sie wurde erst am 16. Mai 1930 geweiht und beeindruckt durch ihre mächtige Doppelturmfassade. Aufgrund der erhöhten Lage sind die beiden Kirchtürme des Saalbaus, die von halbrunden Fenstern geziert werden, überall auf der Rügener Halbinsel Mönchgut zu sehen
Von hier aus hat man eine wunderbare Aussicht über die Boddenlandschaft der Halbinsel Mönchgut und diese alte Ansichtskarte erinnert uns an die alte Waldkirche.
Karte des Monats November 2019
Gruss aus Binz a. Rügen Kurhaus mit Strand
Vom Verlag Artur Schuster aus Stettin stammt dieses Zeitdokument aus dem Jahr 1898. Es zeigt das erste Kurhaus in Binz - schön und ein Wahrzeichen von Binz war es schon immer.
„Die Ostsee läßt Euch grüßen!“ schrieb man damals nach Speyer am Rhein.
Ab 1884 erlangte Binz die Anerkennung als Seebad. Berliner Bankiers investierten mit der „Ostseebad Binz AG“ in den Ausbau des Seebades und ließen ein Kurhaus bauen, das am 22. Juli 1890 eröffnet wurde. Vor dem Kurhaus liegt der helle, kilometerlange Sandstrand mit seinen Strandkörben. Das Kurhaus Binz erlebte damit seinen ersten Boom und durfte auf keiner Ansichtskarte fehlen.
Zu den ersten Gästen des Kurhauses gehörte Kaiserin Auguste Viktoria.
Das als Fachwerk gebaute Haus brannte leider am 1. Mai 1906 ab.
Im Sommer 1907 beschloss der Gemeinderat den Neubau des Kurhauses aus Stein nach den Plänen des Berliner Baumeisters Otto Spalding. Der Wiederaufbau im heutigen Stil begann 1908.
Das alte und das neue Gebäude des Kurhauses wurden zu einem Wahrzeichen des Seebades Binz auf der größten Insel Deutschlands. Das Kurhaus Binz damals und heute – eine Grande Dame der Bäderarchitektur. Die Bäderarchitektur entwickelte sich zwischen 1890 und 1910 zeitgleich mit dem Beginn des Badetourismus an der Ostseeküste.
Karte des Monats Oktober 2019
Stralsund Trajekt-Anlagen Am Hafen
Bevor man die Insel Rügen erreicht, muss die Strelasundquerung erfolgen. Die Karte „Stralsund Trajekt-Anlagen Am Hafen“ aus dem Verlag von Hermann Gersch aus Stralsund von 1918 gewährt einen Blick in den Fährhafen von Stralsund.
Bis zum Bau und der Eröffnung des Rügendammes im Jahre 1936 war Rügen nur mit einem Schiff erreichbar.
Ab 1860 begann der preußische Staat mit dem Bau einer Eisenbahnverbindung in den Norden Deutschlands. 1863 erreichte die Berliner Bahnlinie über Angermünde auch Anklam und wenige Monate später des gleichen Jahres Stralsund. Bereits 1869 gab es Entwürfe für eine Eisenbahnverbindung Berlin–Neustrelitz–Stralsund mit Strelasundquerung und einen Hafen auf Rügen. 1882 entstanden Gleisanlagen auf der Strecke von Altefähr nach Bergen sowie Trajektanlagen in Altefähr und in Stralsund. Seit dem 1. Juli 1883 konnte man mit dem Eisenbahntrajekt von Stralsund nach Altefähr übersetzen. Der erste Trajekt-Dampfer „Prinz Heinrich“ war 36 Meter lang und konnte nur drei Eisenbahnwagen und 250 Reisende aufnehmen. Der ab 1898 eingesetzte 81 Meter lange Fährdampfer „Putbus“ setzte bereits acht Eisenbahnwagen über.1889 folgte die „Stralsund“ und 1897 die „Saßnitz“.
Mit der Aufnahme des Eisenbahn-Fährverkehrs 1883 nahm Stralsund einen weiteren Aufschwung. Ab 1909 war die Eisenbahnfähre Teil der Schnellzugverbindung zwischen Berlin und Stockholm, die die Fährverbindung der Königslinie Sassnitz-Trelleborg einschloss.
Auf der Trajektstrecke Stralsund-Altefähr verkehrten im ersten Jahr bereits 90.000 Fahrgäste. In Altefähr und in Stralsund waren seit 1897 je zwei Fährbetten in Betrieb, sodass die Züge parallel abgefertigt werden konnten. Nach der Inbetriebnahme der Erweiterungsstrecke zwischen Bergen und Saßnitz und der Aufnahme des Fährbetriebes der Seepostlinie von dort nach Schweden ab Mai 1897verkehrten täglich zwei Schnellzugpaare zwischen Berlin und Saßnitz.
Für ein umsteigefreies Reisen entstanden 1911 Pläne für eine Eisenbahnbrücke.
Diese ersten Entwürfe waren von Befürwortern des aufkommenden Kraftverkehrs kritisiert worden. Eine reine Eisenbahnbrücke erschien ihnen anachronistisch. Der Erste Weltkrieg beendete ohnehin alle Diskussionen und das Projekt wurde ad acta gelegt.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1920 ein neues, 83 Meter langes Fährschiff mit Namen „Altefähr“ in Dienst gestellt. Ein weiteres wurde verlängert. Wegen der längeren Züge waren die Fährschiffe überlastet – ein Zug musste auf mindestens zwei Schiffe verteilt werden. Mit einer Geschwindigkeit von acht Knoten ergab sich eine Reisedauer von 11 Minuten und wegen der komplizierten Wendemanöver beim An- und Ablegen wurden aber tatsächlich etwa 35 Minuten für die Überfahrt benötigt.
1931 konnten endlich die Erdarbeiten für den Rügendamm beginnen, die aber nach einiger Zeit wieder eingestellt werden mussten, da die von Schweden zunächst zugesicherten Kredite aus politischen Gründen ausblieben.
Erst im September 1933 gingen die Bauarbeiten weiter. Mit der Einweihung der Eisenbahnbrücke am 5. Oktober 1936 war die erste Etappe abgeschlossen. Die Straßenbrücke konnte im Frühjahr 1937 zur Benutzung freigegeben werden. Zum Rügendamm gehört auch die 133 Meter lange klappbare Ziegelgrabenbrücke.
2007 wurde die dreispurige, insgesamt 4,1 Kilometer lange Rügenbrücke ihrer Bestimmung übergeben und die Zeit der Trajektschiffe findet man nur auf den alten Post- und Ansichtskarten von damals.
Karte des Monats September 2019
Gruss von der Insel Rügen
150 Jahre Postkarte ist der beste Anlass, einmal diese Karte aus dem Verlag R. Lederbogen aus Halberstadt vom Postboten mit „Gruss von der Insel Rügen“ von 1911 vorzustellen.
Seit 150 Jahren gibt es die Postkarte und auch heute verschickt man Freunden und Bekannten immer mal wieder eine Ansichtskarte oder wie wir umgangssprachlich sagen: eine Postkarte. Der Begriff der Postkarte wird heutzutage häufig mit der Ansichtskarte verwechselt.
Um 1900 explodierten die Ideen der Ansichtskartenverlage im goldenen Zeitalter der Ansichtskarte. Eine dieser originellen Ideen zur Verkaufssteigerung war die Leporello-Ansichtskarte in den unterschiedlichsten Gestaltungsformen.
Diese klassischen Leporellos offenbaren ihren topographischen Bezug oftmals erst auf den versteckten kleinen Leporellobildchen. Auf der Ansichtsseite dieser Karte mit Briefträger fallen aus dessen Tasche ein Leporello mit 10 Orten bzw. Sehenswürdigkeiten der Insel Rügen von Binz, Sellin, Putbus, Granitz und den Kreidefelsen bis nach Sassnitz.
Der auf der Karte abgebildete Briefträger war wohl der fleißigste seiner Zeit, denn er war damals in ganz vielen Orten von Deutschland unterwegs und wechselte nur die Posttasche mit der Aufschrift und dessen Inhalt.
Früher war der Briefträger bzw. Zusteller überwiegend ein Beamter der Postbehörde, der in der Regel während des Dienstes eine Uniform trug und bis zu achtmal täglich die Post zustellte.
Die bekannte Firma und der Verlag von Robert Lederbogen wurde um 1882 in Halberstadt gegründet und war dort auch nach 1900 als Postkartengroßhandel, Alben- und Kunstblättervertrieb ansässig, geführt von Elisabeth Hedicke, geb. Lederbogen. Wie viele Leporellokarten mit Briefträger und von welchen Orten vom Verlag Lederbogen herausgebracht worden, ist leider unbekannt. In der Sammlung von Günther Hunger befinden jedenfalls zahlreiche Beispiele.
Leporelloansichtskarten erinnern an die Zeit von damals und zeigen die Schönheiten der Orte auf der Insel Rügen.
Karte des Monats August 2019
Bahnhof Göhren
Ein Bahnhof prägt nicht nur das Bild des Ortes, er ist das "Tor zur Stadt“ und heißt seine Gäste willkommen. Bahnhöfe, egal wie groß sie auch sein mögen, haben immer auch etwas Geheimnisvolles,so auch der Bahnhof Göhren auf dieser Ansichtskarte aus der Sammlung von Günther Hunger. Leider ist der Verlag unbekannt und die Karte besitzt keinen Poststempel, aber sie zeigt die einstige Bahnhofsidylle in Göhren. Der im Fachwerkstil erbaute Kleinbahnhof von Göhren befindet sich unweit vom Strand des Ostseebades.Zwischen 1895 und 1899 entstand auf der Insel Rügen ein umfangreiches Schmalspurbahnnetz mit einer Spurweite von 750 mm. Am 13. Oktober 1899 erfolgte die Eröffnung der Strecke Sellin Ost bis Göhren mit einer Länge von fünf Kilometern. Um 1918 wiesen die Kleinbahnstrecken der Rügensche Kleinbahnen Aktiengesellschaft (Rü.K.B.) die größte Ausdehnung mit fast 100 km Streckenlänge auf. Die Strecke Putbus – Göhren kristallisierte sich sofort als die wirtschaftlichste Strecke unter den Linien heraus. Die Stettiner Firma Lenz & Co, die alle Strecken erbaute und bis 1910 auch betrieb, hatte die Bäderstrecke zu knapp kalkuliert und musste sofort mit Erweiterungen der Infrastruktur und Beschaffung neuer und größerer Fahrzeuge reagieren. Der Bau der Schmalspurbahn „Rasender Roland“ verstärkte ab 1899 die touristische Entwicklung und ab dann wurde Göhren wirklich zum Seebad. Die Schmalspurbahn fährt noch heute im Linienverkehr und verbindet Göhren mit den Badeorten Baabe, Sellin, Binz und endet im Ortsteil Lauterbach von Putbus.
Karte des Monats Juli 2019
Gruss vom Herthasee
Aus dem Jahr 1903 stammt die Karte “Gruss vom Herthasee“ des Verlages Römmler & Jonas aus Dresden.
Ein naturverbundenes und idyllisches Ausflugsziel mit einem Hauch von Mystik und sagenumwobenen Geschichten war und ist der Herthasee.
Der Herthasee auf Rügen erstreckt sich im Nordosten der Insel. Der fast runde See ist ein ungefähr 170 Meter langer, 140 Meter breiter und bis zu 11 Meter tiefer See, der im Wald des Nationalparkes Jasmund direkt am Wanderweg zwischen dem Besucherparkplatz in Hagen liegt und besticht durch seine Lage mitten im Buchenwald, die für eine relaxte Stimmung sorgt. Aussichtsstege ermöglichen es, der Wasseroberfläche nahe zu kommen. Je nach Jahreszeit ergeben sich eindrucksvolle Reize, wenn etwa das noch warme Wasser im Herbst anscheinend dampft.
Der römische Historiker Tacitus hatte in seiner Schrift „Germania“, die um 98 n. Chr. entstanden ist, kurz die Verehrung der Gottheit Nerthus (Hertha), der Mutter Erde, erwähnt. Diese soll auf einer Insel im Weltmeer (aus dem Zusammenhang heraus wohl in der Ostsee) gelegentlich in einem heiligen Hain einen von Kühen gezogenen Wagen bestiegen haben und hierin über das Land gefahren sein. Nach dieser Fahrt, die eine festliche und friedliche Zeit mit sich brachte, wurde der Wagen und die Göttin selbst in einem entlegenen See gebadet, wobei diejenigen, die ihr dabei halfen, anschließend von dem See verschlungen wurden.
Bereits im 17. Jahrhundert hatte der Chronist Philipp Clüver in seiner Schrift „Germania antiqua“ diese Sage erstmals mit dem See in der Stubnitz in Zusammenhang gebracht. Clüver glaubte, mit dem Borgsee und dem Borgwall auf Rügens Halbinsel Jasmund den Ort des von Tacitus geschilderten Geschehens entdeckt zu haben. In der Zeit der Romantik griffen die Autoren der ersten Reisebeschreibungen über die Insel Rügen um das Jahr 1800 diese Sage erneut auf. Hierbei wurde der Stoff zum Teil dichterisch erheblich überhöht.
Vor der bis heute erfolgreichen kommerziellen Ansiedlung der Sage an diesen Platz um das Jahr 1893 durch den geschäftstüchtigen Gastwirt des Gasthofes am Königsstuhl, der zu Werbezwecken auch den in der Nähe befindlichen sogenannten Opferstein und sein Umfeld arrangierte, hieß der See, trotz des bis dahin bereits mehrfach veröffentlichten mystischen Hertha-Spektakels, meist nur Borgsee oder Schwarzer See und die angrenzende Herthaburg nur Borgwall.
Die Insel Rügen ist reich an Sagen und Geschichten. Rätselhafte Naturgewalten, die als übernatürliche Mächte galten, und die Abgeschiedenheit der Bewohner regten an langen Winterabenden die Phantasie der Menschen an. So entstanden viele Legenden über Wald- und Wassergeister, Irrlichter und anderen Spuk.
Nach wie vor ist aber die Hertha-Sage noch aktuell für den Tourismus.
Karte des Monats Juni 2019
Poseritz
Poseritz, der kleine charmante Ort im Süden der Insel Rügen, befindet sich direkt am Strelasund und präsentiert sich hier auf einer Karte aus dem Verlag Konsum Foku Magdeburg im Jahr 1966.
Das Gemeindegebiet war bis 1326 Teil des Fürstentums Rügen und danach des Herzogtums Pommern. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes fällt in die Zeit des 14. und 15. Jahrhunderts. Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde Rügen ein Teil von Schwedisch-Pommern. 1815 kam es als Teil von Neuvorpommern zur preußischen Provinz Pommern. Seit 1818 gehörte Poseritz zum Kreis bzw. Landkreis Rügen.
Die mächtige St.-Marien-Kirche aus Backstein mit ihrem hoch aufragenden Turm ist schon von Weitem zu sehen. Obwohl um 1300 mit dem Bau der Kirche begonnen wurde, konnten erst 1450 der Chor im Osten und der Turm im Westen fertiggestellt werden. Im 18. Jahrhundert erhielt die Kirche eine jener Zeit entsprechende Ausstattung. Der Altar stammt aus dem Jahr 1703 aus der Werkstatt von Jacob Freese, die Kanzel wurde 1753 erbaut.
In den 1980er Jahren wurde die Kirche wegen Einsturzgefahr gesperrt und ab 1988 mit Mitteln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz rekonstruiert, wobei die Dachstühle des Chors und des Hauptschiffs erneuert und der Turm statisch saniert und neu eingedeckt wurde. Im Lauf der Sanierungsarbeiten wurden im Innenraum unter den bis zu elf Farbschichten Wandmalereien entdeckt, die aus unterschiedlichen Jahrhunderten stammen.
Das Geschäft “Selbstbedienung“ an der Stralsunder Straße - Ecke Lindenstraße zeigt ein Stück Handelskultur aus der DDR-Zeit. Ab 1956 zog die neue Zeit der HO-Selbstbedienungsläden mit großflächigen Geschäften in den Städten und Gemeinden ein. Die HO (Handelsorganisation) war 1948 gegründet worden und bot in den ersten Jahren schwer entbehrte Gebrauchsgüter und Lebensmittel ohne Lebensmittelmarken an. Die Preise lagen allerdings über denen der zugeteilten Waren. Lebensmittelmarken wurden erst zwei Jahre später, 1958, abgeschafft.
Karte des Monats Mai 2019
Sagard Rügen an der Schule
Die Ansichtskarte „Sagard Rügen an der Schule“ aus dem Verlag Erhard Neubert KG aus Karl-Marx-Stadt ist eine verhältnismäßig „junge“ Karte von 1975. Trotzdem hat sie viel Geschichte und Geschichten zu erzählen und sie stammt aus der Sammlung vom Oschatzer Philokartisten Günther Hunger.
Bereits 1792 hatte Sagard eine sogenannte "Deutsche Schule" mit dem Kantor als Lehrer, aber nur die Hälfte der Kinder des Ortes kam in diese Schule. Es reichte den Eltern wohl, wenn die Schüler den Katechismus lesen konnten und die ersten Elemente des Schreibens beherrschten.
Das alte Schulhaus, was auf der Karte zu sehen ist, wurde 1864 erbaut und wird noch heute "alte Schule" genannt. Es war für die damalige Zeit eine Musterschule.
In einem Bericht von 1947 über die Schüler jener Zeit ist folgendes zu lesen: „Mit blaugefrorenen Beinen laufen die Kinder bis in den November barfuß und bewickeln sich mit Lumpen und Lappen. Nicht jeder Schüler hat Tafel und Griffel, nicht jeder ein eigenes Schreibheft. Oft werden alte Plakate zum Schreiben benützt." Haben wir es vergessen?
Am 25.Oktober 1966 wurde der Grundstein für den Bau einer neuen Schule gelegt. Dafür musste der Sportplatz weichen und ein neuer Sportplatz angelegt werden. Zum Beginn des Schuljahres 1967 erfolgte die Einweihung der Polytechnischen Oberschule in der Schulstraße. Heute befindet sich hier die Grundschule ”Halbinsel Jasmund“ und in der alten Schule von 1864 sind heute Wohnungen.
Karte des Monats April 2019
D. "Cap Arcona"
Der Luxusdampfer D. "Cap Arcona", hier auf einer Karte aus dem Verlag Hans Andres Hamburg, war das Flaggschiff der Hamburg-Südamerika-Linie und wurde nach dem Kap Arkona auf der Insel Rügen benannt. Gebaut von der Werft Blohm & Voss in Hamburg, im Jahr 1927 mit zwei Masten, drei Schornsteine und zwei Turbinen mit 24.000 PS vom Stapel gelaufen, erreichte es eine Geschwindigkeit von 21 Knoten. Ein stolzes Schiff, 206 Meter lang - ein Paradies mit 850 teuren Plätzen. Am 19. November 1927 brach dieser Luxusdampfer zu seiner Jungfernfahrt von Hamburg nach La Plata auf. Das Schiff besaß eine die für tropische Gebiete vorteilhafte Anordnung hoher und luftiger Speiseräume auf dem Bootsdeck und hatte einen geringen Tiefgang. Mit der „Cap Arcona“ verfügte die Reederei Hamburg-Süd über den größten, schnellsten und luxuriösesten Liner auf der Südamerika-Linie.
Die Strecke Hamburg–Buenos Aires legte das Schiff in nur 15 Tagen zurück. Es wurde im Liniendienst zwischen Hamburg–Madeira–Rio de Janeiro und Buenos Aires eingesetzt. Vom November 1927 bis zum August 1939 wurden mehr als 200.000 Passagiere auf 91 durchgeführten Reisen transportiert. 1939, kurz vor dem Kriegsausbruch, überquerte die "Cap Arcona" zum letzten Mal den Atlantik.
Ab 1940 wurde die „Cap Arcona“ als Hilfsbeischiff von der deutschen Kriegsmarine verwendet und verblieb in der Ostsee. Im U-Boot-Stützpunkt Gdynia wurde es als Wohnschiff genutzt. In dieser Zeit war sie 1943 auch Kulisse für eine Verfilmung des Titanic-Untergangs. Ab Ende 1944 wurde das Schiff unter dem Kommando von Johannes Gerdts zum Transport von Flüchtlingen aus Ostpreußen nach Westen eingesetzt, danach von der Kriegsmarine und es folgte die 2. Evakuierungsfahrt von Flüchtlingen aus dem Osten. Die geplante dritte Evakuierungsfahrt konnte nicht durchgeführt werden, da die Antriebsanlage defekt war. Die „Cap Arcona“ lag ab dem 14. April 1945 wegen des Maschinenschadens manövrierunfähig vor Neustadt.
Vor den anrückenden britischen Truppen wurden die verbliebenen KZ-Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme Ende April nach Lübeck transportiert.
Am 26. April kamen weitere 2.500 Häftlinge aus dem KZ Neuengamme sowie Überlebende des Todesmarsches vom KZ Fürstengrube und anderen schlesischen Lagern an und wurden auf der „Cap Arcona“ eingeschifft. Zeitweilig war die „Cap Arcona“ mit 7.500 Häftlingen an Bord völlig überfüllt. Mangelhafte Ernährung und unzureichende hygienische Zustände führten zu einem Massensterben.
Die „Cap Arcona“ wurde am 3.Mai 1945 in vier Angriffswellen von Jagdbombern der britischen Luftwaffe angegriffen und in Brand geschossen, wobei die meisten der an Bord befindlichen ca. 4.600 KZ-Häftlinge ums Leben kamen.
Die „Cap Arcona“ legte sich auf die Seite; versank aber aufgrund der geringen Wassertiefe nicht.
Die ausgebrannten Wracks der „Cap Arcona“ und der „Deutschland“ lagen nach dem Krieg noch jahrelang in der Lübecker Bucht. Erst ab 1950 begannen Taucher mit der Zerlegung der Schiffskörper; die Stahlteile wurden anschließend verschrottet. Da die „Cap Arcona“ gekentert war, waren die meisten Toten noch im Schiffsinneren. Dies machte die Entsorgung der Schiffe sehr schwierig.
Seit 1990 gibt es in Neustadt das "Cap-Arcona-Museum", das die Geschichte dieser Katastrophe aufzeigt.
http://www.museum-cap-arcona.de
Karte des Monats März 2019
Diabetiker-Heim Garz auf Rügen
Der Internist Prof. Dr. Gerhardt Katsch (1887-1961) eröffnete am 1. September 1930 das erste Diabetikerheim Deutschlands in Garz auf der Insel Rügen. Die hier gezeigte Karte aus der Sammlung von Günther Hunger vom Diabetiker-Heim Garz auf Rügen aus der Graph. Kunstanstalt Ketting & Krüger Schalksmühle i.Westf. gewährt uns einen Blick auf die Anlage und in die Räumlichkeiten mit Speisesaal, Tagesraum und Einzelzimmer. Das Heim verfügte bei der Gründung über ca. 30 Plätze. Die dort untergebrachten PatientInnen sollen sich selbstständig versorgen und werden angelernt, sich im Alltagsleben zu behaupten. Der Park mit seiner großen Fläche von neun Hektar bot den Erholungssuchenden viele Möglichkeiten. Das Zentralinstitut für Diabetes „Gerhardt Katsch“ war die zentrale Leiteinrichtung der DDR für die medizinische Behandlung von Diabetikern, zur experimentellen und klinischen Forschung zum Diabetes mellitus, für die Weiterbildung von Ärzten im Bereich der Diabetologie sowie für die Organisation und Koordination der Betreuung von Diabetikern an weiteren Krankenhäusern in der gesamten Republik. Im Jahr 1947 wurde der Sitz nach Karlsburg bei Greifswald verlegt. Das Institut bestand bis zum Ende des Jahres 1990 und war bezüglich der Aufsicht und der Finanzierung direkt dem DDR-Ministerium für Gesundheitswesen unterstellt. Zum Ende der 1980er Jahre galt es mit über 600 Mitarbeitern, fast 300 Betten und rund 40.000 Patienten pro Jahr als die weltweit größte Einrichtung zur Erforschung und Behandlung des Diabetes mellitus. Prof. Dr. Gerhardt Katsch hat das Institut bis zu seinem Tod im Jahr 1961 geleitet.
Rügen ist eben eine ganz besondere Insel, nicht nur im Hinblick auf die Landschaft, sondern auch auf die Diabetesbehandlung. In Garz, der ältesten Stadt Rügens, wurde der Grundstein für die Therapie gelegt.
Heute befindet sich hier das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands e. V. mit einer modernen Fachklinik. Das ehemalige Diabetikerheim ist jetzt eine Einrichtung für Kinder und Jugendliche mit Übergewicht, Haut- oder Atemwegserkrankungen. Das Gebäude unterscheidet sich äußerlich nicht von dem damaligen, bezgl. der Inneneinrichtung, der medizinischen und therapeutischen Ausstattung und Möglichkeiten erfüllt es mit dem aktuellen Standard die Anforderungen an eine moderne Fachklinik.
Karte des Monats Februar 2019
Marien-Kirche Bergen
Auf der Insel Rügen gibt es 46 Kirchengebäude, 39 evangelische, drei neuapostolische und vier katholische Kirchen. Die Karte des Monats Februar 2019 zeigt aus der Sammlung von Günther Hunger eine Innenansicht der St. Marien-Kirche Bergen von Verlag Dr. Schneider aus Bergen.
Die St. Marienkirche in Bergen ist das älteste Bauwerk und der älteste Backsteinbau auf der Insel Rügen.
Ab 1180 ließ Fürst Jaromar I. die Kirche errichten. Zusammen mit dem neben ihr angesiedelten Kloster wurde sie 1193 als romanische Pfalz- und Klosterkirche geweiht.
Besonderheiten dieser Kirche sind das Taufbecken aus dem 14. Jahrhundert, der Altar aus der Zeit um 1730, die Barockkanzel von 1776 und die Kirchenglocke von 1445.
Der wertvolle Wandmalerei-Zyklus im Chor und östlichen Querbau mit biblischen Motiven entstammt der Romanik. In der Zeit von 1896 bis 1903 erfolgte die letzte große Restaurierung der Kirche. Dabei wurden auch die Wandmalereien restauriert und ergänzt, welche nach der Reformation übermalt worden waren.
Einmalig und für viele Besucher unbemerkt ist das Ziffernblatt der Kirchturmuhr an der Nordseite des Turmes, es hat eine 61-Minuten-Teilung.
Das Ziffernblatt wurde bei einem schweren Herbststurm im Jahr 1983 beschädigt und machte einen Neubau erforderlich. Erst nach dem Bohren der Löcher für die Minutenpunkte bemerkten die Handwerker ihr Versehen. Zu spät, so dass sie den 61. Minutenpunkt fertigten. Nur wenige „Eingeweihte“ wussten davon, denn ein Nachzählen der Minuten aus ebenerdiger Sicht erweist sich als recht schwierig
Im Jahr 2004 wurde die Marienkirche in die "Europäische Route der Backsteingotik" und 2005 in das Denkmalpflegeprogramm "National wertvolle Kulturdenkmäler" aufgenommen.
Auf dem Klosterhof hinter der Kirche laden eine Schauwerkstatt und das Stadtmuseum mit Einblicken in die Stadt- und Inselgeschichte zu einem Besuch ein.
Karte des Monats Januar 2019
Sassnitz a. R. - Fährschiff ausfahrend
In den Jahren 1889-1897 baute der Staat einen gewaltigen Hafen in Sassnitz, der auch größeren Schiffen einen sicheren und bequemen Ankerplatz bietet. Zu ihm führte ferner die Eisenbahnlinie mit Anschluss an die damals neue Postverbindung Saßnitz-Trelleborg, die als Mittelglied der Schnellzugverbindung Berlin-Stockholm einen der kürzesten und schnellsten Überseewege zwischen Deutschland und Schweden darstellte. Seit 1909 wurde der Betrieb durch sehenswerte, außerordentliche stark gebaute, 113,8 Meter lange Trajektschiffe, die 8 D-Zugwagen oder 16 Güterwagen aufnehmen konnten, aufrechterhalten. Damit blieb den Reisenden jedes Umsteigen erspart. Zur größeren Sicherheit für diese Dampffähren wurde die ursprünglich 1010 Meter lange Ostmole auf über 1200 Meter vergrößert und eine Westmole erbaut. Dazwischen befindet sich die 125 Meter breíte Hafeneinfahrt. Auf Grund der Planungen für eine direkte Fährverbindung ins über 100 Kilometer entfernte Trelleborg, wurde der Sassnitzer Leuchtturm im Jahr 1903/1904 erstmalig errichtet. Im Laufe der Zeit wurde er jedoch mehrfach aufwendig umgebaut und renoviert. Auf dem Ostmolenkopf erhob sich damals ein Leuchtturm, dessen größeren unteren Teil der Gaskessel bildet, der zur Aufnahme des Fettgases diente. Mit der Lichtanlage verbunden war an dem Turme ein Nebelsignal in der Form einer Pieterschen Trompete, bei welcher der Ton durch komprimierte Luft erzeugt wurde. Ein Spiritusmotor, der in den unteren Räumen der Hafengeldhebestelle aufgestellt war, presste die Luft durch die über 2 Kilometer lange Rohrleitung auf die Mole in den Signalapparat.
Die Karte „Sassnitz a. R. Fährschiff ausfahrend“ vom Verlag Stengel & Co. GmbH Dresden mit der Nummerierung 51178 aus der Sammlung von Günther Hunger aus Oschatz vermittelt diesen imposanten Einblick in die damalige Zeit.
Aufgrund starker Beschädigungen durch den Schneesturm 1978/79 musste der Leuchtturm komplett überholt werden. Von 1979 bis 1993 wurde dann die Einfahrt zum Sassnitzer Stadthafen nur durch das Westmolenfeuer markiert und im Jahr 1993 konnte im September dann der reparierte Leuchtturm wieder an alter Stelle seinen Betrieb aufnehmen. Der Leuchtturm wurde letztmalig im Sommer 2008 saniert, ist aber für Besucher nicht begehbar
2018
Karte des Monats Dezember 2018
Ralswiek a. Rügen Altes Schloß
Die Karte „Ralswiek a. Rügen Altes Schloß“ aus dem Verlag O. E. Thämlitz Sargard führt uns zum Jasmunder Bodden und wurde 1924 versendet.
Nach der Eroberung Rügens im Jahre 1168 wurde Ralswiek das Zentrum der dänischen Verwaltung. Hier ließ sich der bischöfliche Vertreter, der Landprobst, nieder, da Rügen zum Bistum Roeskilde, einem 30 Kilometer westlich Kopenhagens gelegener Bischofssitz, kam.
Das heute kleine Ralswiek gehörte im Mittelalter zu den wichtigen Häfen an der Ostsee am südlichsten Punkt des Großen Jasmunder Boddens. Der Ortsname „Ralswiik“ ist 1311 erstmals urkundlich erwähnt und Ralswiek gilt als älteste Siedlung auf Rügen. Der Ort war in der Folgezeit Lehensbesitz verschiedener Rüganer Adelsfamilien.
Das denkmalgeschützte Alte Schloss wurde 1169 auf einem Feldsteinfundament erbaut und 1663 vergrößert, aber 1888 wegen Baufälligkeit teilweise abgerissen, um 1900 entstand dieser Ersatzbau. Das sogenannte alte Schloss, welches eigentlich nur ein Wohnhaus ist, ziert seit 1900 ein frei ausgedachter Renaissancegiebel. Um 1930 diente es als Schullandheim für das Bezirksamt Tempelhof der Stadt Berlin. Bis 2007 beherbergte es danach 10 Wohnungen. Heute nagt der Leerstand am Objekt und es bleibt die Hoffnung auf eine neue Nutzung, auch zum Erhalt des Denkmals Altes Schloss.
Karte des Monats November 2018
Baabe a. / Rg.
Es gibt wohl kaum einen Beruf an der Küste der Insel Rügen, der typischer ist als der des Fischers. Die Ansichtskarte von Baabe mit den Fischern am Strand aus dem Verlag Stengel & Co. G.m.b.H. Dresden, gelaufen im Jahr 1919, aus der Sammlung von Günther Hunger, Oschatz, zeigt ein Stück Fischereigeschichte von Rügen.
Baabe wurde im Jahr 1252 erstmals urkundlich erwähnt und dabei kann die Fischerei hier auf eine bedeutend längere und jahrhundertelange Tradition zurückblicken, als der Bäderstil, der erst im späten 18. Jahrhundert mit Aufkommen der ersten Seebäder populär wurde. Über Jahrhunderte haben Fischer die Geschichte geprägt, doch ihre Zukunft ist ungewiss. Mit dieser Karte wurde ihnen kein Denkmal gesetzt, aber wir sind froh, dass es solche Karten von den Fischern gibt.
Sie zeugt von der Arbeit, die körperlich anstrengend ist und bei jedem Wetter zu verrichten ist. Nicht nur in der Heringssaison ging es nachts in die Boote und an die Netze.
Wer ein wenig genauer hinsieht und mehr von der Insel kennenlernen möchte als nur die schönen Fassaden, der wird feststellen, dass das Fischereigewerbe der Insel auch heute noch einen wichtigen Bestandteil des unverwechselbaren Charmes der Insel ausmacht.
Baabe ist einer der wenigen Orte auf Rügen, in dem die Küstenfischerei noch traditionell betrieben wird. Die Baaber Fischer sind die letzten ihrer Art.
Touristen und Einheimische schauen ihnen interessiert zu, wenn sie morgens ihren frisch gefangenen Fisch anlanden und die Heringe aus den Netzen pulen.
Wer sich für die Geschichte des Fischfangs interessiert, den lädt seit 2001 das Fischereimuseum in Baabe ein. Das Mönchguter Küstenfischermuseum im Ostseebad an der Bollwerkstraße zeigt auf 600 qm Ausstellungsfläche die Produktionsmittel der auf Münchgut lebenden Fischer, die aber auch einflussreiche Bootsbauer waren. Zu den Exponaten gehören neben zahlreichen Fotos und Dokumenten auch das 9,20 m lange Motorboot „Ossi” und traditionelle Fischfanggeräte, wie Reusen und Netze.
Fischer und Kutter am Strand oder im Hafen, der Geruch von frischem Fisch und von Räucherfisch - das klingt nach Urlaub, nach den Charme eines Fischerörtchens und nach Rügen-Romantik. Doch die Küstenfischerei wird immer mehr zur touristischen Fassade.
Karte des Monats Oktober 2018
Rügen Breege Fischerhafen
Die Karte aus dem Verlag Zobler & Wilde, dem Rügen-Verlag aus Sassnitz, zeigt eine Ansicht vom Fischerhafen aus dem Jahr 1947.
Das Fischerdorf Breege ist eingebettet in die malerische Landschaft des Breeger Boddens und eng verbunden mit Juliusruh, das direkt am nördlichen Ende der Schaabe an der Ostsee liegt.
Der Ort Breege geht auf eine slawische Siedlung zurück und wurde 1313 erstmals urkundlich erwähnt, war bis 1326 Teil des Fürstentums Rügen und danach des Herzogtums Pommern.
Im Jahr 1928 wurden Breege und Juliusruh zu einem Seebad vereinigt, zum nördlichste Seebad auf der Insel Rügen.
Als Heimathafen zahlreicher Segelschiffe war der Ort Breege im 19. Jahrhundert einer der wohlhabendsten Orte auf Rügen. Die vielen reetgedeckten Kapitänshäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert weisen auch heute noch auf die Vergangenheit hin.
Im 18. Jahrhundert war die Blütezeit der Segelschifffahrt, dadurch ergaben sich profitable Möglichkeiten, landwirtschaftliche Produkte auf dem Seeweg bis nach England zu transportieren. Allein für Breege verzeichnete das Schiffsregister 46 Schiffe mit 250 Mann Besatzung.
Die Saalsteine vor Breege sind große Findlinge, die auf der Backbordseite beim Auslaufen der Schiffe zu sehen sind. Sie boten den vielen Schiffen im Breeger Hafen einen sicheren Liegeplatz.
Die aufkommende Dampfschifffahrt verdrängte zusehends die Segelschifffahrt und die Fischer und Kapitänsfamilien wandten sich einem neuen Broterwerb zu - dem Fremdenverkehr, und so wurde im Jahre 1883 der Breeger Badeverein gegründet.
Heute geht alles etwas ruhiger zu in Breege. Einige Fischerboote sowie zahlreiche Segelyachten von Freizeitkapitänen zieren den Hafen von Breege.
Von hier geht es in der Saison per Schiff zu den bekannten Störtebeker Festspielen nach Ralswiek und auch ein Tagesausflug zur Insel Hiddensee startet hier. Die vielen Urlauber und Fahrgäste genießen dabei die Fahrt durch die Boddengewässer.
Karte des Monats September 2018
Saßnitz Rügen-Hotel
Auf dem Hochufer von Sassnitz wurde 1968 durch die schwedische Baufirma SIAB der Grundstein für ein neunstöckiges Hochhaus als Rügen-Hotel gelegt. Seit der Eröffnung im Jahr 1969 ist das „Rügen-Hotel“ nicht zu übersehen und ragt als höchstes Gebäude der Stadt im Ortskern unweit vom Bahnhof und vom Hafen über die Villen und Pensionen aus der Bäderarchitektur des 19. und Anfangs des 20. Jahrhunderts heraus.
Auf dem Areal des heutigen Rügen-Hotels standen einst zwei Häuser, das Wohnhaus des Fährschiffkapitäns Thesenvitz, es wurde beim Bombenangriff auf Sassnitz im März 1945 zerstört, und die benachbarte Villa „Wachtmeister“, sie diente nach dem Kriegsende noch als Wohnhaus. Beide Gebäude mussten dem Neubau des Hochhauses weichen und wurden abgerissen.
Das Hotel der Sonderklasse hatte 119 Zimmer mit 220 Betten, ein Hotelrestaurant mit 160 Plätzen und eine Cafeteria, später als Stadtrestaurant für 120 Gäste. In der Tanzbar mit dem Außenbalkon fanden 150 Besucher Platz und dazu gab es noch eine Hotelbar, einen Intershop und eine Tiefgarage mit Auto-Service, einen beheizbaren Außenpool, der später durch einen Müther-Bau überdacht wurde, einen Friseur und das Cafe im 9. Stock.
Der Hoteldirektor Bernd Reichel aus Sassnitz leitete das vom Mitropa-Fährbetrieb Sassnitz bewirtschaftete Haus von 1968 bis zur Übernahme durch die Raulff-Gruppe im Jahr 1995.
Das Rügen-Hotel galt als Devisenbringer und als eine der besten Adressen im Norden der DDR. Mitte der 70er Jahre öffnete sich das Hotel zunehmend auch für FDGB-Urlauber, die hier relativ günstig den Luxus des Hauses genießen konnten.
Diese Karte aus der Sammlung von Günther Hunger stammt vom Verlag Bild und Heimat Reichenbach aus dem Jahr 1976 und wurde 1978 versendet und abgestempelt. Das Hotel im Herzen von Sassnitz ist noch nicht „abgestempelt“
und seit vielen Jahrzehnten als Stadthotel eine gute Adresse für Transitgäste und Rügenurlauber. Weitere Karten, auch Innenansichten aus der Geschichte des Rügen-Hotels, finden Sie unter „Sassnitz“ hier in Ihrem Museum.
Karte des Monats August 2018
Bergen auf Rügen-Markt
„Bergen auf Rügen-Markt“ aus dem Verlag von Otto Bischoff aus Bergen zeigt das wirklich schöne Ambiente dieser Stadt mit Postamt, St. Marienkirche und dem Denkmal für den Deutsch-Französischen Krieg 1870 bis 1871 zur damaligen Zeit.
Am Markt münden die Straßen aus allen Himmelsrichtungen und hier befinden sich historisch bedeutsame Bauwerke und Anlagen, wie die Kirche St. Marien mit dem Klosterareal.
Bergen kann auf eine über tausendjährige Geschichte zurückblicken, erste Siedlungen sind jedoch deutlich älter. Der auffälligste Beweis dafür ist die Marienkirche südlich des Marktplatzes. Die ehemalige Klosterkirche St. Marien wurde nach 1168 als Palastkirche des Rügenfürsten Jaromar I. begonnen und vor 1193 bis auf das Westwerk fertiggestellt. Die ersten Nonnen des Klosters kamen aus Dänemark. Die dreischiffige Basilikakirche ist der älteste erhaltene Backsteinbau in Mecklenburg-Vorpommern. In der Zeit von 1896 bis 1903 erfolgte die letzte große Restaurierung der Kirche. Einmalig ist heute das Zifferblatt der Kirchturmuhr an der Nordseite des Turmes. Das Ziffernblatt der Kirchturmuhr ist seit der Restaurierung im Jahr 1985 in 61 Minuten unterteilt. Damit ist St. Marien die wahrscheinlich einzige Kirche in Deutschland, auf deren Uhr 61 Minuten angezeigt werden. Die St. Marienkirche gehört in die „Europäische Route der Backsteingotik“.
Was wäre die Welt der Philokartie ohne Postamt? Das Hauptgebäude des „Postamtes“ Bergen wurde 1891 erbaut und ein Jahr später feierlich eröffnet. Im Jahr 1902 erfolgte hier ein weiterer Anbau. Das Postgebäude mit seiner architektonischen Erscheinung ist ein gelungenes Beispiel für den wilhelminischen - historischen Baustil jener Tage. Dieses Gebäude steht auf dem ehemaligen Marktpfuhl. Heute befindet sich in diesem Gebäude leider keine Post mehr.
Was bleibt, ist diese schöne Ansichtskarte aus der Sammlung vom Oschatzer Philokartisten Günther Hunger.
Karte des Monats Juli 2018
Friedrich-Wilhelmbad Ostseebad Lauterbach Rügen
Einen seltenen Einblick in das Innenleben vom Friedrich-Wilhelmbad Ostseebad in Lauterbach gewährt diese Karte aus dem Verlag von Aaken aus Putbus aus der Sammlung vom Oschatzer Philokartisten Günther Hunger.
Im Jahre 1816 wurde in Lauterbach durch den damaligen Fürsten Wilhelm Malte I. zu Putbus das erste Seebad der Insel Rügen eröffnet. Dieses Seebad bestand zunächst
nur aus Zelten und Badekarren, später folgten das Herren- und Damenbad.
Bereits um 1817/1818 ließ Fürst Malte I. das Badehaus mit der imposanten Säulenhalle errichten.
Das in der Nähe von Lauterbach befindliche Wäldchen Goor gefiel Fürst Malte zu Putbus zudem so sehr, dass er dort das Badehaus Goor errichten ließ. Das nach ihm benannte Friedrich-Wilhelm-Bad mit seinen tempelartigen, antiken Säulen aus italienischem Marmor zeugt noch heute vom Glanz damaliger Zeiten.
Fürst Malte zu Putbus veranlasste auch den Bau einer hölzernen Landungsbrücke im Lauterbacher Hafen - in der Größe etwa vergleichbar mit denen in Binz oder Sellin. Zu damaliger Zeit existierte der Rügendamm noch nicht. Wer die Insel besuchen wollte, musste somit per Schiff anreisen. Damit war Lauterbach nicht nur Rügens erstes Seebad, sondern bis 1937 auch ein Tor zur Insel Rügen und umgekehrt zur Welt. Der Name Lauterbach geht übrigens auf eine Baronesse Lauterbach zurück, eine entfernte Verwandte des Fürsten.
Bis 1860 war Lauterbach das am besten besuchte Bad der Insel. Aber durch die Entstehung der vielen anderen Badeorte ging die Zahl der Badegäste wieder zurück.
Nach einer umfangreichen Sanierung und Rekonstruktion wurde das ehemalige Friedrich-Wilhelm-Bad im April 2007 mit modernen Anbauten als Kurhotel wieder eröffnet. In der Nebensaison sind das Bad und die Wellnessabteilung des Hotels mit Restaurant auch für Tagesgäste geöffnet.
Heute beherbergt das Badehaus Goor ein 4-Sterne Wellnesshotel. Regelmäßig wird das prächtige Gebäude, welches ein wenig an das Alte Museum in Berlin erinnert, als stilvolle Kulisse für Modenschauen, Konzerte und Theateraufführungen genutzt.
Der kleine Ort gilt heute als Geheimtipp für alle, die einen Ostseeurlaub der etwas anderen Art schätzen.
Karte des Monats Juni 2018
Lotsenturm in Thiessow
Ein Stück Lotsengeschichte zeigt die Karte von 1955 aus dem Verlag Foto-Bitterling Thiessow-Rügen aus der Sammlung von Günther Hunger.
Thiessow liegt an der Einfahrt in den Strelasund und war aufgrund dieser Lage wichtig für die Entwicklung des Lotsenwesens an der Ostsee. Ab 1632 wurde dieser Ort zu einem wichtigen Lotsenstandort auf der Insel Rügen.
Auf dem Lotsenberg befindet sich seit 1854 die historische Lotsenwache.
Im Jahr 1859 wurde Thiessow zur Lotsenhauptstation mit Sitz des Lotsenkommandeurs. Für die Lotsen wurden neue solide Gebäude errichtet, die auch von den Urlaubern gern als Feriendomizil auserwählt wurden.
1892/93 wurde der Lotsenwache ein hölzernes Stockwerk aufgesetzt, da die Aussicht von der Wachhütte ungenügend war.
Nachdem der Aufbau baufällig geworden war und sich wegen höher gewachsener Bäume eine erneute Erweiterung erforderlich machte, wurde 1909 der Lotsenturm neben der Oberwache gebaut. Er bestand aus einem mit Holz verkleideten Stahlgerüst und wurde am 8. November 1909 eingeweiht. Im Jahr 1911 wurde der hölzerne Aufbau auf der Oberwache wieder entfernt, die Wache erhielt ein Dach aus Wellblech. Bis 1977 war der Turm als Lotsenwachturm in Betrieb, danach verfiel er.
1999 wurde zunächst die Lotsenwache von der Kurverwaltung Thiessow und dem Biosphärenreservat Südost-Rügen saniert. Im Inneren befindet sich heute eine Ausstellung zum Lotsenwesen in Thiessow.
Der Turm wurde 2003 in weitgehender Anlehnung an die historischen Vorbilder und mit Unterstützung von Mobilfunkanbietern wieder aufgebaut und am 3. April 2003 eingeweiht. Reste des alten Turms waren noch bis 2003 zu sehen.
Der Lotsenturm war und ist das Wahrzeichen Thiessows. Der 13 Meter hohe Turm befindet sich südöstlich des Orts auf dem Lotsenberg in unmittelbarer Nähe zum Südperd. Von der Aussichtsplattform des Lotsenturmes auf dem 36 Meter hohen Lotsenberg bietet sich bei guten Sichtverhältnissen ein grandioser Blick über die Ostsee und den Bodden, bis hin zur Insel Usedom.
Übrigens: Thiessow, bis 1995 in der Schreibweise Thießow, wurde erstmals 1360 als Tisowe erwähnt und ist der südlichste Ort auf der Halbinsel Mönchgut.
Karte des Monats Mai 2018
Wiek Rügen Am Hafen
Einstige Kreidebrücke ist heute eine schwebende Promenade.
Die hier gezeigte Karte aus der Sammlung von Günther Hunger in Oschatz aus dem Jahr1957 stammt aus dem Verlag Erhard Neubert Karl-Marx-Stadt, trägt die Nummerierung T 146/57 Liz.- Nr. 172 und zeigt den Zustand der damaligen Kreidebrücke.
Im Jahr 1890 wurde mit dem Bau des Hafens und einer Kleinbahn begonnen, die einerseits für die einheimischen Fischer, andererseits für den Kreidetransport von den Kreidebrüchen beim Kap Arkona gedacht waren.
Die etwa 130 Meter lange und viereinhalb Meter breite Kreidebrücke entstand im Jahre 1914 und wurde als Verladerampe für Schüttgüter, hier insbesondere Kreide, als eines der ersten monolithischen Stahlbetonbauwerke im Ostseeraum errichtet, um den Umschlag von der Schiene auf das Schiff zu ermöglichen.
Aufgrund des ersten Weltkrieges ist sie trotz Fertigstellung nie in der beabsichtigten Weise in Betrieb genommen worden. Die Kreidebrücke befindet sich direkt in der Hafenanlage von Wiek, zwischen Süd- und Nordhafen, und prägt das gesamte Hafen- und Ortsbild.
Dank des Hafen- und Fischereibetriebes galt Wiek um 1819 auf Rügen als das größtes Dorf, welches erstmals 1165 als Vikr urkundlich dokumentiert wird.
Um 1453 war das Seeräubertreiben der Vitalienbrüder unter Klaus Störtebeker und Gödeke Michels in dieser Gegend sehr aktiv.
Die Brücke ist Zeugnis der Vergangenheit und nun zu einem modernen touristischen Anlaufpunkt geworden. Die Sanierung kostete rund 2,3 Millionen Euro und konnte 2014 zur 700-Jahr-Feier der Gemeinde Wiek auf der Halbinsel Wittow als schwebende Promenade und damit als neues, attraktives Ausflugsziel übergeben werden. Sie bietet einen herrlichen Ausblick und ist auch auf den Karten der Gegenwart von Wiek zu sehen..
Karte des Monats April 2018
Alt-Stralsund - Der Alte Markt
Stralsund, die Hansestadt am Strelasund - dem „Tor zur Insel Rügen“ - ist heute gleich durch zwei Brücken mit der Insel Rügen verbunden.
Im Jahr 1234 erhielt Stralsund das Stadtrecht und die Altstadt mit ihren zahlreichen Baudenkmalen und besonders wertvollen Zeugnissen der Backsteingotik gehört seit 2002 mit dem Titel „Historische Altstädte Stralsund und Wismar“ zum UNESCO-Weltkulturerbe. Stralsund ist als bedeutendes touristisches Zentrum der Ostseeregion auch bekannt durch das Deutsche Meeresmuseum mit dem „Ozeaneum“, das kulturhistorische Stralsund Museum und vielen weiteren Sehenswürdigkeiten.
Die Karte aus einem unbekannten Verlag von 1909 aus der Sammlung von Günther Hunger zeigt eine Ansicht mit dem alten Markt, mit Nikolaikirche und mit Rathaus, dessen Anfänge aus dem 13. Jahrhundert stammen. Das Gebäude am Alten Markt gilt als einer der bedeutendsten Profanbauten des Ostseeraums und als das Wahrzeichen der Hansestadt Stralsund, gemeinsam mit der Nikolaikirche .
Die St.-Nikolai-Kirche in Stralsund ist die älteste der drei großen Pfarrkirchen der Hansestadt Stralsund. Sie wurde im Jahr 1276 erstmals urkundlich erwähnt. Die Kirche ist mit dem 103 Metern hohen Südturm etwas kleiner als die Marienkirche am Neuen Markt. Die dreischiffige, querschifflose Basilika mit Umgangschor, Kapellen an Chor und Langhaus sowie offenem, über die Seitenschiffe hinweg geführtem Strebewerk greift das Grundrissschema der nordfranzösischen Kathedralgotik auf, das bereits bei der Lübecker Marienkirche, dem direkten Vorbild von St. Nikolai, zur Anwendung kam.
Das Rathaus gehört zu den ältesten noch erhaltenen Gebäuden der Stadt und war nicht nur Sitz des Rates und ein Ort der Rechtssprechung. Um 1580 wurde auch die Galerie im Innenhof erbaut.
Unter dem Stadtbaumeister Ernst von Haselberg begann im September 1881 die Freilegung und Rekonstruktion der Fassade.
In den Jahren 2001-2011 wurde das Rathaus umfassend saniert
Karte des Monats März 2018
Postkarten-Grüße aus Binz
Das Ostseebad Binz feiert im Jahr 2018 ein großes Jubiläum „700 Jahre Ostseebad Binz“ und aus diesem Anlass gibt es im Haus des Gastes der Kurverwaltung ab Ende März eine Postkarten-Ausstellung von Günther Hunger aus Oschatz. Dafür wirbt diese Postkarte neben zwei weiteren Karten, die Sie unter Binz ebenfalls finden.
Eine genaue Anzahl und eine komplette Übersicht der bis heute erschienenen Ansichtskarten von Binz gibt es nicht. Weit über 50 Verlage und Herausgeber mit Sitz in Binz und von Stettin bis München sind bekannt, unbekannt ist die Zahl der von Binz in die weite Welt versendeten Karten. Es sind Ansichten und Grüße aus Binz, liebe Worte, 1000 Küsschen und ganz sicher ein kleines Stück Karton mit viel Geschichte von Binz. Eine kleine Auswahl zeigt diese Karte zur Werbung für diese Ausstellung vom Oschatzer Philokartisten Günther Hunger mit Kurhaus, Strand, Seebrücke und typischer Bäderarchitektur. Neben dem Charme klassischer Bäderarchitektur entdeckt man auf den Karten von Binz Villen aus dieser Zeit im Ortskern und an der Strandpromenade, das Strandleben, aber auch das Jagdschloss Granitz von 1837.
Was sich die Leute vor 100 oder mehr Jahren schrieben, ist meist uninteressant; worauf sie es aber taten, das zeigt dieses Ausstellung. Wem mögen die Karten gehört haben, wie viele Reisekilometer haben sie bis zur Ausstellung hinter sich gebracht? Zum Beispiel vom Verlag in München zur Insel, von Binz nach Berlin oder Zürich, zum Sammler nach Oschatz und 2018 wieder zurück auf die Insel Rügen nach Binz. Welche Geschichten erzählen die Ansichtskarten?
Diese Fragen versucht dieses Ausstellung zu beantworten.
Es sind Ansichtskarten mit fremden Erinnerungen, es sind Ansichtskarten aus zweiter Hand mit "Herzlichen Grüßen aus Binz" und "Lieben Küssen", die eigentlich nicht für uns bestimmt sind, aber es sind Dokumente aus zweiter Hand, interessant, faszinierend und auf jeden Fall sehenswert. Die Karten widerspiegeln die Zeit im Deutschen Reich, im Kaiserreich, in der Weimarer Republik, in der Nazi-Zeit, zu DDR –Zeiten und jetzt in der wiedervereinigten Bundesrepublik.
Die Reise per Ansichtskarte durch die Geschichte von Binz macht deutlich, wie spannend die Beschäftigung mit diesem Thema sein kann.
Karte des Monats Februar 2018
Fährschiff Preußen-Sassnitz
Schiffe gehören zu den ältesten Verkehrsmitteln der Welt, auch zur Insel Rügen und hier besonders zu Saßnitz. Auf der Karte aus dem Verlag Julius Simonsen Kunstverlag Oldenburg ist das Fährschiff „Preußen“ zu sehen. Das Eisenbahnfährschiff „Preußen“ war ein Trajektschiff, das im Liniendienst nach Schweden eingesetzt wurde. Ab 1909 kamen auf deutscher Seite die von der Schichau-Werft Danzig gebaute „Preußen“ und ihr Schwesterschiff „Deutschland“ auf der Fährlinie Sassnitz–Trelleborg, der sogenannten Königslinie, zum Einsatz.
Im Ersten Weltkrieg wurde der Fährverkehr aufrechterhalten, am 15. Oktober 1915 kollidierte das deutsche Torpedoboot T 100 mit der „Preußen“ und dabei verloren 39 Menschen ihr Leben. Nach der Reparatur nahm die „Preußen“ ihren Dienst wieder auf.
Bei einem starken Schneesturm am 10. Dezember 1936 strandete das Schiff vor Stubbenkammer und erst Ende des Jahres konnte der Havarist geborgen werden. Es erfolgte eine erneute Reparatur.
Während des Zweiten Weltkrieges konnte der Personenfährverkehr mit Schweden bis Juni 1943 aufrechterhalten werden. Mit einer letzten Fahrt der Fährschiffe am 26. September 1944 wurde der Fährverkehr dann endgültig eingestellt. Die „Preußen“ wurde von der Kriegsmarine requiriert und bis Kriegsende als Truppen- und Verwundetentransportschiff auf der Ostsee eingesetzt. Nach dem Krieg kam die „Preußen“ als Reparationsleistung in die UdSSR und wurde dort weiter verwendet. Noch 1977 lag die alte „Preußen“ unter dem Namen „Kriljon“ als Wohnschiff im Hafen von Wostotschnyi am Japanischen Meer.
Dieses Dampffährschiff mit einer Länge von 113 Metern und einer Breite von 16 Metern hatte zwei Eisenbahngleise für die Normalspur mit insgesamt 172 Metern für acht D-Zug-Wagen oder 16 bis 18 Güterwagen der damaligen Bauart und erreichte eine Geschwindigkeit von 15,5 Knoten. Bei einer Wasserverdrängung (auch Deplacement) von 4.200 Tonnen und einem Tiefgang von 5,20 Metern sorgte die Dampfmaschine mit 5000 PS (3.675 kW) für den passenden Antrieb.
Auf den alten Ansichtskarten bleibt dieses erste Fährschiff, die „Preußen“, in Saßnitz der Nachwelt in Erinnerung.
Karte des Monats Januar 2018
Arcona Leuchtturm u. Gasthaus
Was wäre die Insel Rügen ohne Kap Arkona mit ihren Leuchttürmen?
Die Karte „Arcona Leuchtturm u. Gasthaus“ vom Verlag Römmler & Jonas aus Dresden, der 1871 gegründet wurde, zeigt diese Sehenswürdigkeit. Mit der Nummerierung 5837 gehört sie zur Sammlung von Günther Hunger.
Bereits von Weitem sichtbar sind die Leuchttürme und sie fehlen auf keiner Karte von Kap Arkona.
Der kleinere der beiden Leuchttürme wurde 1826/27 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel in Backsteinbauweise erbaut und 1828 in Betrieb genommen. Er ist über 19 Meter hoch und hatte eine Feuerhöhe von 60 Meter über NN. Die Räume des dreigeschossigen Turms wurden als Dienst- und Lagerräume genutzt. Der Schinkelturm wurde am 31. März 1905 außer Dienst gestellt und ist nach dem Travemünder Leuchtturm der zweitälteste an der deutschen Ostseeküste.
Der größere Turm wurde 1901 bis 1902 direkt neben dem alten Turm erbaut und im April 1905 in Betrieb genommen. Er ist 35 Meter hoch und hat eine Feuerhöhe von 75 Meter über NN.
Die Leuchteinrichtung bestand 90 Jahre lang aus zwei Kohlebogenlampen.
Die Laterne des Turmes sendet alle 17 Sekunden ein für Arkona international festgelegtes Orientierungslicht.
An der Stelle einer früheren Leuchtbarke wurde in den Jahren 1826 und 1827 einer der heute ältesten Leuchttürme an der Ostseeküste gebaut.
Der Leuchtturmwärter Schilling soll gemeinsam mit den Fischern von 1866 bis 1881 bei über 130 Strandungen 60 Menschen gerettet haben.
Die geografische Lage Kap Arkonas wurde aber auch zu militärischen Zwecken genutzt. Neben den Leuchttürmen befinden sich zwei Militärbunker. Der Arkona-Bunker stammt aus den Zeiten der Wehrmacht und beherbergte zu DDR-Zeiten die 6. Grenzbrigade Küste. Der größere Bunker, 1979 bis 1986 gebaut, diente mit einer Fläche von 2.000 Quadratmetern bis 1990 der Volksmarine und der Vereinigten Ostseeflotte als Gefechtsstand.
Übrigens: Die verschiedenen Schreibweisen von Arcona und Arkona, Cap Arkona und Kap Arkona sind beide auf den Karten vertreten. Im Zuge der Rechtschreibreform von 1876 im deutschen Sprachraum einigte man sich auf die Schreibweise mit "k".
2017
Karte des Monats Dezember 2017
Rügen Wiek Kirche mit Glockenturm
Die Ansichtskarte „Rügen Wiek Kirche mit Glockenturm“ aus dem Verlag Zobler & Wilde Rügenverlag Sassnitz a. R. mit der Nummerierung Nr.178 aus der Sammlung von Günther Hunger zeigt eine der größten Hallenkirchen der Insel. Diese gotische Hallenkirche mit kleinem Dachreiter wurde um 1400 bis 1450 erbaut und gehört zu den wertvollsten Baudenkmälern der norddeutschen Backsteingotik auf Rügen.
Die heutige evangelische Pfarrkirche St. Georg zu Wiek entstand in mehreren Bauabschnitten. Im ersten Abschnitt entstand der Chor und die Sakristei und später folgte das kreuzgratgewölbte Langhaus. Sehenswert sind der große, dekorative Westgiebel und die reichgegliederten Längsseiten.
Das hohe Reiterstandbild „Ritter Georg zu Pferde“, einmalig im norddeutschen Raum, wurde im Inneren um 1500 aufgestellt. Heute befindet es sich in einer Seitenkapelle. Es ist dem Heiligen Georg, dem Schutzpatron der Seefahrer und Reisenden, gewidmet. Im 16. Jahrhundert wurde der Kirchturm zerstört und man errichtete um das Jahr 1600 den freistehenden holzverkleideten Glockenstuhl neben der Kirche. Im 18. Jahrhundert erhielt die Kirche einen barocken Altar, der von Michael Müller geschaffen wurde. Auch der hölzerne Taufständer sowie einer der beiden Beichtstühle stammen aus dieser Zeit. Im 18. Jahrhundert erhielt die Kirche einen barocken Altar. Im Jahre 1787 wurde östlich der Priesterpforte eine Gruft angebaut. 1826 erhielt die Kirche eine Kanzel, ein Gestühl und Emporen und ebenfalls im Jahr 1826 wurde die Orgel von dem Stettiner Orgelbauer August Wilhelm Grüneberg erbaut.1875 wurde das Instrument von Friedrich Albert Mehmel um das zweite Manual erweitert. Die historische Grüneberg-Mehmel Orgel ist 2011 restauriert worden und seitdem wieder im Einsatz. Im Jahre 1787 wurde östlich der Priesterpforte eine Gruft angebaut. Auf dem Kirchhof befinden sich ein Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges sowie mehrere Grabsteine.
Karte des Monats November 2017
Strand bei Lohme
Auf der Karte „Strand bei Lohme“ aus der Sammlung von Günther Hunger aus Oschatz sind gleich zwei Verlage vermerkt, der Kunstverlag von Edwin Gauge in Bergen und „Autochrom“ Louis Glaser aus Leipzig. Autochrom ist ein um 1900 entwickeltes Druckverfahren zur Herstellung von Farbdrucken und damit war es möglich, diese farbige Karte, die 1904 gelaufen ist, so zu drucken und damit eine der ersten Autochrom-Karten von Lohme herzustellen.
Die Karte ist ein Zeugnis aus der Lohmer Bädertradition mit sehr vielen interessanten Details. Hölzerne Badeanstalten auf Stelzen über dem Steinstrand führten 1855 zur offiziellen Anerkennung des Ortes als erstes Seebad auf Rügen. Seit 1884 ist Lohme ein Kur- und Badeort.
Der Name des Ortes leitet sich ab aus dem altslawischen Wort lome, das Bruch, Wind- oder Steinbruch bedeutet.
Lohme, das jahrhundertealte ehemalige Fischerdorf, hat eine über 750-jährige Geschichte und thront über den Abhängen einer 50 bis 70 Meter hohen Steilküste im nördlichen Teil der Halbinsel Jasmund, von wo sich ein traumhafter Blick bis auf das Kap Arkona bietet.
Bis zum 1. Weltkrieg war Lohme fest im Kreise der Seebäder auf der Insel etabliert. Ein Herrenbad in der Nähe des noch heute existierenden Schwanensteins und ein Damenbad in Richtung Blandow waren die Reiseziele der Urlauber. Eine Treppe mit rund 200 Stufen führt zum 1906 angelegten Hafen.
Nach 1945 sank das älteste Seebad auf Deutschlands größter Insel in einen Dornröschenschlaf. Heute lassen sich die Gäste wieder zahlreich von den Reizen der Insel Rügen und von Lohme beeindrucken und erleben das mediterrane Flair mit dem romantischen Ostseeufer und die grandiose Naturlandschaft abseits der großen Ostseebäder.
Eine Bemerkung nicht nur am Rande, das alte Fischerdorf wurde auch vom Romantiker Caspar David Friedrich sehr verehrt.
Karte des Monats Oktober 2017
Bergen
Der Verlag Edwin Gauge aus Bergen a. R. vereint auf dieser Karte von 1903 das Porträt vom Dichter und Historiker Ernst Moriz Arndt und die Abbildung des Arndtthurmes.
Ernst Moritz Arndt, geboren am 26. Dezember 1769 in Groß-Schoritz auf Rügen und verstorben am 29. Januar 1860 in Bonn, war ein deutscher Schriftsteller, Historiker, Freiheitskämpfer und Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung.
Er widmete sich hauptsächlich der Mobilisierung gegen die Besetzung Deutschlands durch Napoleon. Zu Lebzeiten wurde Arndt hoch verehrt und gefeiert, seine Schriften führten zur Gründung patriotischer Vereinigungen.
Der Rugard ist mit 91 Metern über NN die höchste Erhebung im Kernbereich der Ostseeinsel Rügen. Auf dieser Erhebung im slawischen Burgwall befindet sich der 26,7 Meter hohe Ernst-Moritz-Arndt-Turm mit dem heute markanten Glaskuppeldach.
Dieser Turm wurde zum Andenken an Rügens bekanntesten Dichter und Historiker erbaut. Die Grundsteinlegung erfolgte am 26. Dezember 1869, anlässlich des 100. Geburtstages des Dichters. Im Herbst 1872 begann der Bau nach einem Entwurf des Berliner Architekten Hermann Egger, konnte aber wegen Geldmangels erst 1877 vollendet werden.
Den hier zwischen 1935 und 1937 erbauten nationalsozialistischen Thingplatz nutzte vor allem die Hitlerjugend. 1944 wurde die einst geziegelte Kuppel entfernt und eine Flakstellung montiert. Von 1945 bis 1953 nutzte die Rote Armee diesen Turm.
1955 wurde die Plattform abgerissen und durch eine neue Holzkuppel ersetzt.
Für Besucher ist dieser Turm seit dem 125. Jahrestag der Erbauung wieder zugänglich.
Der Turm bietet drei Aussichtsmöglichkeiten in unterschiedlichen Höhen mit einem Ausblick über die Insel. Er gilt als Wahrzeichen der Stadt Bergen und darf deshalb auf keiner Ansichtskarte fehlen. Einheimischen und Gästen dient er als Aussichtsturm und ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Im Jahre 1999 beschloss die Stadtverordnung der Stadt Bergen auf Rügen, den Turm zu sanieren und den ursprünglich möglichen Rundumblick durch den Bau einer gläsernen Kuppel wieder zu ermöglichen. Von 2000 bis 2002 erfolgte die Sanierung mit Gesamtkosten von etwa 1,1 Millionen DM.
Karte des Monats September 2017
Bobbin a. Rügen Kirche
Die Karte des Monats September 2017 „Bobbin a. Rügen Kirche“ aus dem Verlag Hans Schmiedicke (VOB) Kunstverlag Markkleeberg-Leipzig mit der Nummerierung III/18/117L23/63 wurde 1963 versendet.
Die weithin sichtbare spätgotische St.-Pauli-Kirche in Bobbin ist eine von 46 Kirchen auf der Insel mit einer erwähnenswerten Besonderheit – sie ist die einzige Feldsteinkirche auf der Ostseeinsel.. Der Name der Kirche leitet sich von Apostel Paulus ab.
Die jetzige Kirche wurde um 1400 fertiggestellt und umfasste das Schiff mit Chor und Sakristei. Der Turm kam um 1500 hinzu, im 16. Jahrhundert wurde an der Südseite des Chores das Leichenhaus angelegt und im 17. Jahrhundert der Aufgang zur Patronatsloge ausgebaut.
Die letzte Renovierung des Kircheninnern, bei der die Flachdecke erneuert wurde, erfolgte 1954/55. 1971 wurde das ursprünglich mit Schiefer gedeckte Dach renoviert und zeigt sich heute mit roten Dachziegeln.
Im 15. und 16. Jahrhundert war die Kirche St. Pauli eine der Rügener Wallfahrtskirchen.
Im Eingangsbereich der Kirche sieht man eine Schranktruhe aus dem Jahre 1600, welche heute als Opfertruhe genutzt wird.
Im Mittelgang des Kirchenschiffes befinden sich noch die Grabplatten der "Mechtild von Jasmund“ und ihres Sohnes „Hermann von Jasmund" aus dem Jahr 1440 sowie zwei Grabplatten von "Balthasar von Jasmund" und seinen jung verstorbenen Kindern aus dem Jahr 1618.
Der Taufstein ist das älteste Stück der Kirche und stammt vermutlich aus dem Jahr 1300.
Der Altaraufsatz aus dem Jahr 1668 zeigt wie viele Altäre drei Motive aus dem Leben von Jesu Christi.
Das Gestühl aus dem 19. Jahrhundert und die Buchholz-Orgel von 1842 runden das Bild im Inneren ab.
Das Geläut der St. Pauli-Kirche wurde im Jahr 2002 erneuert. Die im Jahr 1649 von Wrangel gestiftete Glocke wurde restauriert und die beiden 1929 angeschafften Stahlglocken durch neue Bronzeglocken ersetzt.
Auf dem Friedhof befindet sich auch ein Gruftbau aus dem Jahre 1782 und 56 erhaltene Grabwangen aus den Jahren 1755 bis 1884.
Karte des Monats August 2017
Fischerhütten bei Lobbe
Aus dem Verlag Nenke & Ostermaier Dresden stammt diese Karte (Serie 158 mit der Nummerierung 2878) und gehört zur Sammlung von Günther Hunger in Oschatz.
Lobbe, dieses kleine Fischerdorf, welches zur Gemeinde Middelhagen gehört, wurde im Jahr 1276 mit "terminus Lobbe" als Grenzort des Mönchgut erstmals erwähnt.
Die Fischer und Bauern hatten seit dem 17. Jahrhundert die Verpflichtung, die Schiffe nach Stralsund und Greifswald oder zurück auf die Ostsee zu lotsen. Im 19. Jahrhundert hatte sich das Lotsenwesen auf der Halbinsel Mönchgut so weit entwickelt, dass die Lotsen von der Regierung angestellt wurden.
Das Post- und Ansichtskarten-Museum –„ Rügen - Unsere Trauminsel“ zeigt mehrere Karten aus dem Verlag Nenke & Ostermaier Dresden und diese haben einen besonderen Reiz.
Um 1900 war dieser Verlag einer der führendsten auf dem Gebiet der botanischen Fotografie. Das Engagement von Josef Ostermaier (1864-1927) für Natur und Umwelt bestimmte seine gesamte Tätigkeit auch als Fotograf. Dabei erlangte er international hohe Anerkennung sowie viele Ehrungen, u.a. auch 1909 die Goldene Medaille der wissenschaftlichen Abteilung bei der Internationalen Photographischen Ausstellung in Dresden. Die Karten zeigen ein Stück deutscher Heimat in dieser Zeit, Heimat als Seelenlandschaft zur Kaiserzeit in Deutschland, wunderbare farbenprächtige Landschaften von Rügen bis in die Sächsische Schweiz sowie einmalige Motive ehemaliger Arbeit in der Landwirtschaft auf dem Bauernhof und bei den Fischern auf Rügen.
Der Verlag bestand von 1894 bis 1964 in Dresden und stellte bis 1933 Ansichtskarten in Photochromie her. Eine Bombe zerstörte 1945 das Produktionsgebäude sowie die Maschinen und das Archiv. Von 1945 bis 1964 wurden im Verlag selbst keine Druckerzeugnisse mehr hergestellt
Tausende Postkarten zeigen eine große bezaubernde Idylle und sind heute begehrte Sammelobjekte bei den Philokartisten.
Nenke & Ostermaier verkauften ihre Postkarten nicht einzeln, sondern in Serien für Sammler und natürlich an Vielschreiber.
Karte des Monats Juli 2017
Seebad Altefähr a. Rügen
Altefähr, erstmals um 1240 erwähnt, ist der erste Ort, den man von Stralsund aus am Ufer des Strelasunds auf der Insel Rügen erreicht. Die Ansichtskarte von 1919 aus dem Verlag von Herrman Gerson aus Stralsund stammt aus der Sammlung von Günther Hunger und zeigt die beiden Badeanstalten am Strand mit Blick nach Stralsund.
Vermutlich waren die beiden Badeanstalten für Herren- und Damenbäder rund 100 Meter vom Ufer entfernt bereits um 1880 auf Pfählen errichtet worden.
Sie bestanden aus vielen Umkleidekabinen und einem weiteren Steg in Richtung Strelasund, um dort ins Wasser der Ostsee zu tauchen.
Altefähr mit seinen damals 900 Einwohnern war zu dieser Zeit konkurrenzfähig u.a. mit den Badeorten in Binz, Lauterbach und Sassnitz. Man besuchte das Seebad Altefähr, um dort in den bereits 1863 erwähnten Anlagen, dem Kurhaus und am Strand beim Promenieren die neueste Mode zu zeigen. Nur ein Teil der Gäste nutzte die Badeanstalt und nahm ein kurzes Bad in der kühlen Ostsee.
Ab 1920 änderte sich so manches, man sonnte sich nun im Strandkorb und tummelte sich längere Zeit im Wasser. Bis zum Bau des Rügendammes 1936 erlebte Altefähr eine Blütezeit als Bade- und Naherholungsort.
Nach dem 2. Weltkrieg, im kalten Winter 1945/46, gab es in Altefähr wie in ganz Deutschland viel furchtbares Elend. Die Altefährer und hunderte Flüchtlinge hungerten, froren und starben an Typhus oder körperlicher Schwäche.
Die gesamte Badeanstalt wurde abgerissen. Bretter wurden zu Särgen verarbeitet und das Holz verheizt, um etwas Wärme in den Räumen zu haben.
Seebad Altefähr-Rügen, vis-a´-vis Stralsund, die „Badewanne“ vor den Toren der Hansestadt Stralsund verlor damit zwei wunderbare Bauwerke der Bäderkultur.
Was bleibt, das sind die Ansichtskarten von damals, um 1919, in Schwarz-weiß und koloriert aus dem Verlag von Hermann Gerson.
Karte des Monats Juni 2017
Gruss aus Vilmnitz-Rügen
Die Ansichtskarte „Gruss aus Vilmnitz-RügenKirche, erbaut im 11.Jahrhundert“ vom Verlag und Fotografen Jos. Van Aaken aus Putbus von 1909 zeigt eine der 46 historischen Kirchen der Insel Rügen.
Die ältesten Baudenkmale der Insel Rügen sind die in allen Gebieten der Insel verbreiteten Kirchen. Teilweise stammen sie noch aus der Christianisierung am Ende des 12. und des 13. Jahrhunderts.
Die St. Maria Magdalena Backsteinkirche zu Vilmnitz ist im spätromanischen und gotischen Stil erbaut. Die Kirche wurde erstmals im Mai 1249 urkundlich erwähnt. Vermutlich ist die Kirche auf Stoislaw I., einen Bruder des Rügen-Fürsten Jaromar I., zurückzuführen, der um 1200 lebte. Der älteste Teil der Vilmnitzer Kirche ist der Ostchor mit der Sakristei, die noch deutliche romanische Elemente aufweist, also aus der Zeit vor 1300 stammt. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte gab es immer wieder Erweiterungsbauten. In der Kirche wurde für die Familie zu Putbus eine Familiengruft für 28 Familienmitglieder eingerichtet.
Unter dem Chor liegt das Gruftgewölbe, das von einer durch eine Falltür verdeckten Treppe aus zugänglich ist. In der Gruft befinden sich insgesamt 27 Särge, 13 aus Holz und 14 aus Zinn oder Zink.
Um 1708 entstanden die reichgeschmückte Kanzel und der Beichtstuhl für die Kirche.
Aus dem 19. Jahrhundert stammen die 84 Grabstelen und die 12 gußeisernen Grabkreuze auf dem alten Friedhof.
Der kleine Ort Vilmnitz, der heute etwa 200 Einwohner zählt, wurde erstmalig im 13. Jahrhundert in verschiedenen Urkunden erwähnt. Es gibt Dokumente von 1396, die dokumentieren, dass Vilmnitz der Familie Putbus gehört. 1443 kaufte ein Alf Greverode sowohl das Gut Vilmnitz als auch den Ort. Allerdings kaufte die Familie Putbus beides nach und nach wieder zurück.
Vilmnitz liegt nur etwa einen Kilometer vom Bodden entfernt und innerhalb weniger Minuten erreicht man die Stadt Putbus.
Karte des Monats Mai 2017
Vitte-Insel Hiddensee
Die Ansichtskarte von „Vitte-Insel Hiddensee“ zeigt das Heim „Deutsches Haus“ vom Feriendienst der Gewerkschaften, dem FDGB. Es ist ein Foto als Handabzug von Foto Herold aus Neukirch in der Lausitz. Diese Karte ist leider nicht gelaufen und damit ist kein Datum überliefert.
Die Insel Hiddensee mit einer Fläche von 19,03 Quadratkilometern ist 16,8 Kilometer lang, misst an der breitesten Stelle 3,7 Kilometerund an der schmalsten Stelle nur etwa 250 Meter.
Vitte wurde erstmals 1513 urkundlich erwähnt und ist der Hauptort und zugleich der größte und zentrale Ort der Insel Hiddensee.
Die Insel Hiddensee verzaubert mit ihrem ganz eigenen Charme, denn hier bewegt man sich zu Fuß, per Rad oder mit der Pferdekutsche fort, nachdem man die Überfahrt per Schiff gemeistert hat. Hier gibt es noch die einzige bewohnte Insel ohne eine Brückenverbindung zum Festland.
Der Weststrand von Hiddensee lockt mit feinstem Sand zum Baderlebnis in der Ostsee oder zu einer Wanderung am 13 Kilometer langen Strand.
Seit über 100 Jahren ist der 28 Meter hohe Leuchtturm im Hochland von Kloster das Wahrzeichen der Insel.
Rund 1.000 Einwohner leben heute in den vier Orten Kloster, Grieben, Vitte und Neuendorf. Die Natur bestimmt das Leben der Menschen und ist zugleich Magnet für rund 50.000 Touristen, die die Insel pro Jahr besuchen.
Zu DDR-Zeiten gab es in den 1980er Jahren auf Hiddensee bis zu 2.000 offizielle Gästebetten, rund 1000 weniger als heute. Die Urlauber übernachteten in offiziellen Ferienheimen wie dem "Erholungsheim Zur Ostsee" in Vitte oder bei vielen privaten Vermietern , die über die Gewerkschaft, den FDGB, die Zimmer vermieteten.
Gehen auch Sie auf der Seite „Hiddensee“ auf eine Entdeckungsreise per Post-und Ansichtskarte und damit auf eine Spurensuche in die Vergangenheit.
Karte des Monats April 2017
Lietzow a. Rügen
Von der schmalsten Stelle zwischen dem Großen Jasmunder Bodden und dem Kleinen Jasmunder Bodden stammt die Karte des Monats April aus dem Verlag Geyer & Co. Breslau mit der Nummerierung 2389.
Wer kennt nicht diesen Blick über den Großen Jasmunder Bodden zum "Schlösschen Lichtenstein"?
Bereits 1868 wurde der Straßendamm gebaut und 1891 folgte dann der Eisenbahndamm für die Strecken Stralsund - Sassnitz bzw. Lietzow - Binz.
Nach dem Bau der Bahnstrecke über den Lietzow-Damm ließ sich der Baumeister und Eisenbahntechniker Bopp eine Villa erbauen, das Schlösschen Lichtenstein.
Das Gebäude, ein zweigeschossiger verputzter Bau mit Satteldach und einem runden fünfgeschossigen Turm, wurde zunächst als "Villa am Dorf" und seit 1896 als "Schlösschen Lichtenstein" bezeichnet.
Das "Schlösschen Lichtenstein" ist die Kopie eines Schlosses aus der Nähe von Reutlingen. Das Schloss wird auch heute als Wohnhaus genutzt, nachdem es in den letzten Jahren aufwendig renoviert wurde. Inzwischen erstrahlt es wieder in altem Glanz und grüßt die Urlauber schon von weiten auf der B96.
Der kleine Ort war bis 1326 Teil des Fürstentums Rügen und danach des Herzogtums Pommern.
Ab 1815 kam Lietzow als Teil von Neuvorpommern zur preußischen Provinz Pommern. Heute gehören die 260 Bürger zum Landkreis Vorpommern - Rügen.
Karte des Monats März 2017
Altenkirchen Kirche
Bekannt ist die Pfarrkirche in Altenkirchen, die dem Ort den Namen gab, auch durch die vielen Ansichtskarten. Die abgebildete Karte ist ein Lichtdruck von Trau & Schwab Dresden mit der Nummerierung 1346 aus der Sammlung von Günther Hunger aus Oschatz in Sachsen.
Die ab 1200 erbaute romanische, dreischiffige Pfarrkirche in Altenkirchen ist die älteste Dorfkirche der Insel Rügen und zeigt noch im Chor, der Apsis, und dem Triumphbogen Teile aus der Zeit der Romanik. Im 14. Jahrhundert gotisch überformt, verfügt die Kirche mit dem Taufstein aus dem frühen 13. Jahrhundert über eine der ältesten und wertvollsten Tauffünten der Insel. Bemerkenswert ist die mittelalterliche Ausmalung mit Tiersymbolen. Eine Besonderheit ist der sogenannte Svantevitstein, ein quer eingemauerter Bildstein, der vermutlich der Grabstein eines Svantevitpriesters oder der Grabstein des ersten christlichen Wittower Fürstens Tetzlaff ist. Der Altar und der Pultengel der Kirche stammen aus der Werkstatt von Elias Keßler, dem wohl bedeutendsten pommerschen Bildhauer der Barockzeit. Die Orgel mit dem Barockgehäuse von 1750 ist ein Orgelneubau der Firma Böhm aus dem Jahr 1971. Der freistehende, hölzerne Glockenstuhl im Kirchhof stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Der Friedhof mit Portal, hier die Rückseite, hat ebenfalls seine Sehenswürdigkeiten. Unter den vorhandenen alten Grabwangen befindet sich das Grab des Dichters, Pastors und Professors Ludwig Gotthard Kosegarten (1758-1818). Nach seiner Ordination 1792 erhielt er die Pfarrstelle in dieser Pfarrkirche auf Rügen. Er sprach als Pfarrer auch die berühmten Uferpredigten auf den Klippen bei Vitt. Hier ging er zu Heringsfischern, die während der Zeit des Heringsfangs aufgrund ihrer Arbeit nicht nach Altenkirchen in die Kirche kommen konnten. Diese Predigten waren ein großer Erfolg, weshalb ab 1806 die Vitter Kapelle errichtet wurde. 1808 wurde Kosegarten als außerordentlicher Geschichtsprofessor an die Universität Greifswald berufen und war danach zweimal Rektor der Universität.
Weitere Ansichtskarten von der Pfarrkirche finden Sie auf der Seite von Altenkirchen.
Karte des Monats Februar 2017
Sassnitz 1897
Die Hafenstadt Sassnitz erhielt 1957 das Stadtrecht und feiert 2017 60 Jahre Stadt Sassnitz. Damit gehört dieser Ort zu den jüngsten Städten in Mecklenburg-Vorpommern. Die Stadt Sassnitz , mal mit ß, mal mit doppel s, wurde bis zum 2. Februar 1993 als Saßnitz geschrieben und liegt auf der Halbinsel Jasmund. Die Karte des Monats "Gruss aus Sassnitz" von 1897 aus dem Verlag Römmler & Jonas Dresden zeigt den Blick über Sassnitz von vor 120 Jahren.
Eine wechselvolle Geschichte prägte diesen Ort auf der Insel Rügen.
Das ehemalige Bauern- und Fischerdörfchen Crampas und das Fischerdorf Sassnitz wurden erst 1906 zur Gemeinde Sassnitz zusammengeführt. Im 19. Jahrhundert wurden aus strohgedeckten Fischerhäusern durch mehrfache Umbauten kleine Pensionen mit kunstvoll verzierten Holzbalkons. Sie bilden damit ein besonderes Merkmal der Bäderarchitektur in Sassnitz und auf der gesamten Ostseeinsel.
Ab 1891 wurde der Ort mit der Bahnverbindung von Bergen aus an das Eisenbahnnetz angeschlossen und es gab sofort Bestrebungen, den Verkehr über Rügen hinaus in Richtung Schweden weiterzuführen.
Am Ende des 19.Jahrhunderts beschloss das kaiserliche-preußische Seefahrtsamt, auf Rügen einen großen Fischerei- und Fährhafen zu bauen.
Die Wahl fiel auf die damals kleine Gemeinde Sassnitz-Crampas und somit stand dem Aufstieg Sassnitz‘ zur größten Hafenstadt Rügens nichts mehr im Wege. Der Bahnhof Sassnitz-Hafen war der nordöstliche Endpunkt der Bahnstrecke Stralsund - Sassnitz und als Fährbahnhof zwischen 1897 und 1998 der Ausgangspunkt der Fährverbindung Sassnitz–Trelleborg.
Ab 1949 wurde das VEB Fischkombinat am Hafen errichtet und beschäftigte bis zu 2200 Arbeiter. Mit dem Betriebsteil Lauterbach wurde es zum zweitgrößten Nahrungsgüterwerk der DDR. Im Jahr 1977 wurden 150.000 Tonnen Fischkonserven, 3000 Tonnen Präserven und 500 Tonnen Räucherwaren hergestellt und die Fischfangflotte von Sassnitz hatte 48 Kutter, die 26 Meter lang waren, 15 Frosttrawler und 2 Kühl- und Transportschiffe. Sie landeten jährlich über 60.000 Tonnen Fisch an.
Zu Sassnitz gehört aber auch die Kreide-Produktion und was wäre Sassnitz ohne Kreide? Bereits im Jahr 1935 erhielt die Stadt Sassnitz den Titel „Kreideheilbad“.
"Nach Rügen reisen, heißt nach Sassnitz reisen“, schrieb schon damals Theodor Fontane in seinem Roman „Effi Briest“. Also besuchen auch Sie mal wieder Sassnitz oder die Seite von Sassnitz in diesem Post- und Ansichtskarten-Museum.
Karte des Monats Januar 2017
Winter und Zerstörung
Diese Fotokarte mit einer zerstörten Landungsbrücke und ganz viel Schnee und Eis wurde am 12. März 1912 von der Familie Jahn von Göhren nach Magdeburg an den Kaufmann Scholz gesendet.
Im Text auf der Karte ist von einer Ansicht der gebrochenen Thiessower Landungsbrücke die Rede. Leider gibt es dazu keine weiteren Informationen auf dieser Ansichtskarte, weder einen Verlag noch die Nennung des Fotografen und auch keine konkrete Ortsangabe. Es wird nicht erwähnt, um welche Landungsbrücke es sich genau handelt und es fehlt leider auch die Angabe, wann die Zerstörung war.
Im Jahr 1911 gab es von Weihnachten bis zum Jahreswechsel heftige Stürme. Nach einem sehr milden Winteranfang folgten im Januar 1912 starke Schneefälle mit Behinderungen. Der Februar war von starker Kälte gekennzeichnet und erstmals seit 20 Jahren war in Hamburg die Binnenalster zugefroren.
Da Winteransichten von der Insel Rügen sehr selten sind, sollte diese Karte von 1912 unbedingt etwas mehr Beachtung finden und dadurch ergibt sich vielleicht auch die Möglichkeit, weitere Informationen über Ereignisse und Besonderheiten zu erhalten.
Heimatforscher, Archive und Museen könnten so die entsprechenden Fakten und Hinweise zu diesem Motiv und dem Fotografen ergänzen.
Der Winter auf Rügen bietet die Zeit, sich mit der Inselhistorie ausführlicher zu befassen.
In der kalten Jahreszeit hat Deutschlands größte Insel ihre besonderen Reize – um diese Jahreszeit ist der Erholungseffekt deutlich größer, weil einfach alles ruhiger und entspannter ist als zur Hauptreisezeit im Sommer, wenn das Eiland von den vielen Urlaubern bevölkert ist.
2016
Karte des Monats Dezember 2016
Saßnitz auf Rügen - Blick über den Hafen mit Mole und Seebrücke
Die längste Außenmole Europas mit einer Länge von 1450 Meter befindet sich in Sassnitz auf Rügen. Die Ansichtskarte "Saßnitz auf Rügen - Blick über den Hafen mit Mole und Seebrücke" aus dem Verlag Julius Simonsen Kunstverlag Oldenburg mit der Nummerierung Nr. 13145 zeigt die Außenmole im Jahr 1914.
Die erste Sassnitzer Mole, damals 380 Meter lang, wurde im Jahre 1889 zum Schutz des damals entstehenden Fischereihafens fertiggestellt. Sie war nicht direkt mit dem Land verbunden. Man hatte beim Bau eine über 80 Meter breite Öffnung gelassen, über die als Verbindung eine hölzerne Brücke führte. Die Öffnung sollte dazu dienen, die sich von Osten her bewegenden Feuersteine durch den Hafen wandern zu lassen. Bei einer landfesten Mole befürchtete man damals, dass die Feuersteine sich entlang der Mole bewegen, sich in der Hafeneinfahrt ablagern und so die Hafeneinfahrt verflachen würden. Die Mole bestand aus gegeneinander verankerte Pfahlwände, zwischen die Steine geschüttet wurden. Auf diese Steinschüttung wurde das Molenmauerwerk mit Betonkernen gesetzt und seeseitig wurde eine 1,30 Meter hohe Brüstungsmauer errichtet.
Bis 1900 wurde die verbliebene Landöffnung, die sich bei Stürmen aus östlicher Richtung als nachteilig erwies, geschlossen und die Mole in westliche Richtung auf 1000 Meter verlängert und war somit direkt vom Land aus zugänglich. Im Jahr 1903 errichtete man am Molenkopf auf einem drei Meter hohen Podest am Ende des Molenkopfes den 12 Meter hohen Leuchtturm.
Mit der Entstehung des Eisenbahnfährverkehres genügte die Länge der Mole nicht mehr. Von 1910 bis 1912 erfolgte weiter nach Westen eine Erweiterung auf die endgültige Länge von 1450 Meter. Die Gesamtkosten beliefen sich damals auf etwa 7 Millionen Mark. Die Sassnitzer Mole war und ist die längste Außenmole Europas. Im schweren Winter von 1978 zu 1979 wurde die Sassnitzer Mole stark beschädigt und war lange Jahre für den Besucherverkehr gesperrt. Heute können Sie sich wieder ganz entspannt bis zum Sassnitzer Leuchtturm laufen. Die Hafenatmosphäre mit den Fahrgastschiffen, den Fischerbooten, kleinen und großen Jachten sowie der großen Fähren und dem Geruch des Meeres, machen einen Spaziergang auf der Mole zu jeder Jahreszeit zu einem besonderen Erlebnis in Sassnitz.
Karte des Monats November 2016
Baabe Inselparadies
Das Inselparadies von Baabe auf Rügen, hier auf einer Echt Foto Ansichtskarte vom Herausgeber Fotospezialhaus Knospe in Sellin, erbaut im Jahre 1966, wurde schnell zu einem der meist besuchten Lokale auf der Insel Rügen. Es gehört zu den bekanntesten Bauten, die der berühmte Rügener Architekt Ullrich Müther (Juli 1934 - August 2007) als Restaurant gebaut hat. Diese Hyper- Schalenbauweise war in den späten 60er und frühen 70er Jahren ein bevorzugter Baustil sowohl in der DDR als auch im Ausland. Ullrich Müther kann auf mehr als 50 Schalen-Bauwerke verweisen.
Zu DDR-Zeiten war das Inselparadies lange Zeit als Restaurant ein bekanntes Ausflugsziel in Baabe. Die riesigen Panoramafenster boten einen einmaligen Blick auf das Strandleben des Ostseebades Baabe. Hier konnten die Gäste u.a. einen Schwedeneisbecher mit Meeresblick genießen und dabei von Schweden träumen. Bis zur Wende wurde das Inselparadies auch als Veranstaltungsort genutzt. Pro Abend zählte das Inselparadies Baabe in den frühen 90erJahren über 600 Gäste. Bis zum Jahre 1993 wurde das Inselparadies Baabe als Disko genutzt. Dann erfolgte die Stilllegung. 50 Jahre sind seit der Eröffnung vergangen und trotz der Sanierung im Jahr 2014 ist der unter Denkmalschutz stehende Müther-Bau verschlossen und wartet auf einen Investor und einen Betreiber der Lokalität. Man darf also gespannt sein, wann und wie sich das neue Inselparadies Baabe seinen Gästen einmal wieder präsentieren wird.
Da sieht es im Photohaus Knospe in Sellin seit 1903 viel besser aus. In der 5.Generation werden hier noch heute zahlreiche Ansichtskarten hergestellt. Hans Knospe, der Gründer und erster Ehrenbürger von Sellin, hinterließ mit seinem fotografischen Schaffen ein Lebenswerk, ein Archiv mit Zeitzeugnissen in Form von tausenden Fotos aus den frühen Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Und hier im Museum finden Sie aus der Sammlung von Günther Hunger zahlreiche Beispiele als Ansichtskarte, besonders von Sellin und Baabe.
Karte des Monats Oktober 2016
Wittower Fähre
Der Verlag Albert Wiese aus Dresden veröffentlichte um 1920 in einer Serie für das Sächsische Kinderheim Wiek die Karte von der Wittower Fähre mit der Nummerierung 42596.
Vor 120 Jahren nahm die Fähre, die zwischen Wittow und dem Rügener Kernland verkehrt, ihren Fährbetrieb auf.
Schon im Mittelalter wurde die schmale Stelle zwischen dem Kernland der Insel und dem nördlichen Teil der Insel Rügen zum Transport von kleinen Waren genutzt.
Erst mit der Eröffnung der 37,9 Kilometer langen Schmalspurbahnstrecke Bergen–Trent–Fährhof–Wiek–Altenkirchen im Dezember 1896 durch die Rügenschen Kleinbahn fand ein ständiger und effektiver Fährverkehr statt.
Ab 1896 wurde die Kettenfähre von den Fährschiffen „Bergen“ und „Wittow“ abgelöst, die dann jeweils drei Güterwagen und bei Bedarf auch eine Lok beförderten. Die beiden Fährschiffe "Wittow" und „Bergen“, die 1896 bzw. 1911 in Stettin gebaut wurden, trajektierten jahrzehntelang Waggons oder eine Dampflokomotive, wobei in der Regel nur Güterwagen übergesetzt wurden. Passagiere, die mit dem Zug anreisten, mussten zum Übersetzen den Zug verlassen. Auf der gegenüberliegenden Seite konnten die Passagiere dann wieder in einem anderen Zug Platz nehmen. Erst in den Jahren zwischen 1937-1942 kam ein vierachsiger, dieselhydraulischer Triebwagen zum Einsatz, der seiner Fahrgäste über den Rassower Strom trajektierte.
Hauptsächlich wurden landwirtschaftliche Erzeugnisse, Baustoffe und Kreide mit der Fähre transportiert. Somit ersparte man sich große Umwege über die einzige Zufahrt auf dem Landweg - die „Schmale Heide“ bei Prora.
Ende der 1960er Jahre erfolgte die Stilllegung der meisten Streckenabschnitte, so auch 1968 die Strecke von Wittower Fähre über Fährhof nach Altenkirchen und im Januar 1970 wurde der Streckenabschnitt Bergen–Wittower Fähre stillgelegt. Die einzigen Kleinbahnfähren Mitteleuropas und die Anlagen wurden daraufhin an die" Weiße Flotte" übertragen. Die verbleibenden Fähren transportierten von nun an nur noch Fußgänger und Autos.
Auf der ca. 350 Meter breiten Meerenge zwischen dem Breetzer Bodden und Rassower Strom verkehren in der Saison zwei Fährschiffe im Pendelverkehr. Die Fährlinie verbindet den Ort Fährhof mit dem Fähranleger am südlichen Ufer bei Vaschvitz.
Die Fähren sind für Fußgänger, Radfahrer und Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht bis 30 Tonnen ausgelegt. Eine Überfahrt dauert heute ca. 10 Minuten und es werden jährlich rund 270. 000 Personen mit der von der Reederei Weiße Flotte betriebenen Fähre befördert. Vor allem Urlauber, aber auch viele Berufspendler und Dienstleister wissen die Schiffsquerung an dieser Stelle zu schätzen.
Ein Stück Eisenbahngeschichte ist per Ansichtskarte damit der Nachwelt erhalten geblieben.
Karte des Monats September 2016
Vitt bei Arkona a. Rg
Die Ansichtskarte "Vitt b. Arkona a. Rg." aus dem Verlag Otto E. Thämlitz Wiek a.Rügen Photo-Atelier und Ansichtskartenverlag mit der Nummerierung n63, leider ungelaufen und ohne Datumsangabe aus der Sammlung Günther Hunger, soll hier näher vorgestellt werden. Bei der Perspektive zur Kapelle und deren Nähe stellt sich allerdings die Frage, ob hier nicht etwas mit der künstlerischen Freiheit nachgeholfen wurde.
Vitt ist wohl der romantischste Ort Rügens.
Von Vitt existiert keine Gründungsurkunde, weshalb eine genaue Altersangabe des Dorfes schwierig ist. Jedoch ist schriftlich festgehalten, dass Vitt bereits im 10. Jahrhundert existiert haben muss.
Die erste urkundliche Erwähnung von Vitt ist mit dem 25. Mai 1290 belegt, als der Rüganer Fürst Witzlaw II. dem Ort das Recht und die Freiheit des Fischfangs einräumte. Der Name Vitt ist abgeleitet von Vitten oder Vitas für Heringsfang, Stapel-und Handelsplatz.
Obwohl das genaue Alter des Dorfes nicht bekannt ist, in seiner ursprünglichen Form mit den 13 reetgedeckten Häusern und dem Hafen mit der Fischräucherei ist es bis heute erhalten geblieben und steht unter Denkmalschutz. Von dem kleinen Hafen aus hat man den schönsten Blick auf die Kreideküste des Kap Arkona.
Die achteckige weiße Kapelle von Vitt am Rande des Hochufers befindet sich oberhalb des gleichnamigen Fischerdorfes. Auf Anregung des Pastors und Dichters Ludwig Gotthard Kosegarten begann man 1806 nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel eine Kapelle zu errichten. Kosegarten war als Dichter damals so bekannt, dass sich sogar der König von Sachsen, der Herzog von Sachsen-Weimar, die Stadt Stralsund und die Universität Greifswald an den Baukosten beteiligten. Diese 1816 fertig gestellte Kirche besaß einst ein Holzschindeldach und ist heute mit einem Schilfdach gedeckt. Das Innere der lichtdurchfluteten Uferkapelle ist sehr schlicht gehalten. Ein Kanzelaltar, ein gusseisernes Kruzifix und eine Kopie des Gemäldes "Petrus auf dem Meer" von Philipp Otto Runge schmücken die kleine Kapelle. Über der Eingangstür ist das 1990 entstandene Wandgemälde „Menschen im Sturm“ von Gabriele Mucci zu sehen.
Karte des Monats August 2016
Eine Kur im Ostseebad Sellin a/Rg.
Mit einer Kurbeschreibung der besonderen Art im Ostseebad Sellin präsentieren wir mit der Karte des Monats die Trauminsel Rügen im August 2016.
Diese Karte um 1910 kommt aus dem Verlag Glückstadt & Münden in Hamburg und gibt auf humorvolle Weise mehr oder weniger ernst gemeinte Ratschläge für den Kurgast.
„Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“ meinte schon Otto Julius Bierbaum.
Die Insel Rügen mit ihrem rauen und gesunden Seeklima eignet sich hervorragend für eine Badekur.
Die Geschichte der Kur bzw. einzelner Kuranwendungen lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden nach englischem Vorbild auch an der Ostseeküste erste Seebäder ausgewiesen. Der deutsche und europäische Adel verbrachte hier bei ausgedehnten Bäderkuren seine "Sommerfrische".
Im Jahre 1295 wurde Sellin erstmals als „Zelinische beke“ urkundlich erwähnt.
Die ersten Badereisenden wurden 1866 in Sellin begrüßt.Den Startschuss zur Entwicklung zum Seebad gab 1887 der Bau des Lübky's Hotels und1894 die Eröffnung des Warmbades am Nordstrand, hier konnten die Gäste in Badewannen baden, die mit Meerwasser gefüllt waren . Die Seebrücke, das Wahrzeichen von Sellin, wurde im Jahr 1906 feierlich eröffnet. Die Blütezeit als „Perle der Insel Rügen“ begann aber erst mit der Anlage der Wilhelmstraße, einer breiten Allee, die als Promenade zum Außenstrand führt. Infolgedessen entstanden bis 1912 prachtvolle Villen im Stil der Bäderarchitektur, die die Besucher und Einwohner noch heute bestaunen können.
Heute ist die Kurklinik Sellin u.a. ideal geeignet für Mutter/Vater-Kind-Kuren, aber auch für alle Arten von Herz- und Kreislauferkrankungen. Krankheiten der Atmungsorgane werden in dem gesunden Ostseeklima ebenfalls erfolgreich behandelt und die Anwendung der Rügener Heilkreide ist sehr beliebt. Dieses besonders feine Material ist hautreinigend, wärmt den Körper und entschlackt.
Mit einer Festwoche im Juli 2016 erinnerte das Ostseebad Sellin an das Jubiläum - 150 Jahre Badeleben in Sellin.
Karte des Monats Juli 2016
Feriengrüße von schreibfaulen Leuten
Schreibt eigentlich jeder Mensch gern Karten? Wenn ja, würde es keine Karten für Schreibfaule von der Insel Rügen geben.
Die Schreibfaulheit beginnt bei der Vorgabe des Textes auf der Bildseite und findet sich auch auf der Adress-Seite.
„Gruß aus ...“, „Bin angekommen“, „Drahtgrüße aus ...“ im Telegrammstil, „Kurznachrichten aus ...“ „Herzlichen Glückwunsch ...“, „Frohes Fest“ oder „Feriengrüße von schreibfaulen Leuten“ sind nur einige Beispiele.
„Die Schreibfaulheit ist süß
und diese Gegend hier, ein Paradies.
Drum nimm vorlieb mit dieser Zeile
und sei gegrüßt in aller Eile.“
so steht es gleich auf dieser Karte aus dem Verlag Graphokopie H. Sander Berlin mit der Best. Nr. 841 T208/56 aus der Sammlung von Günther Hunger in Oschatz, die 1957 per Post von der Insel Rügen auf die Reise ging.
Aus der Geschichte ist ja bekannt, dass die Post- und Ansichtskarte für kurze Nachrichten bestimmt war. Um 1900 war sie aber auch für viele Leute eine große Hilfe, da deren Rechtschreibung und Ausdruck nicht immer für eine gute Schulnote reichte. Auch heute möchte niemand Rechtschreibfehler in die weite Welt schicken.
Mit den Karten für Schreibfaule gewinnt der Schreiber auch etwas mehr Urlaubszeit, doch ob der Empfänger darüber erfreut sein wird oder es mit Humor trägt, bleibt unbeantwortet.
Letztlich erfährt der Empfänger alles, Ankunft, Ort, Unterbringung, Wetter, Essen, Durst, Wohlbefinden und bekommt auch noch Tausend Grüße von …
"Feriengrüße von schreibfaulen Leuten" als eine der Kartenformen, haben sehr viele Verlage von damals bis heute von den Orten der Insel Rügen heraus gebracht und diese erfreuen sich noch immer großer Beliebtheit.
Bitte schreiben auch Sie mal wieder eine Ansichtskarte an Freunde und Bekannte. Es wäre so ganz nebenbei auch ein Beitrag zur Rettung der Handschrift, egal ob es "Feriengrüße von schreibfaulen Leuten" sind oder ganz viele liebe Zeilen von der Trauminsel Rügen werden.
Auch im Jahr 2016 halten die Ansichtskartenverlage eine Vielzahl von Ansichtskarten für "schreibfreudige und schreibfaule“ Leute bereit.
Übrigens freut sich auch das Post- und Ansichtskarten-Museum Rügen über ganz viel Post.
Die Anschrift lautet:
Post- und Ansichtskarten-Museum Rügen, z.Hd. Günther Hunger, A. d. Steinkreuzen 6 in 04758 Oschatz
Karte des Monats Juni 2016
Altefähr a. Rg. Bahnhof
Der Bahnhof Altefähr auf Rügen ist hier auf einer Reprintausgabe aus dem Ansichtskarten-Archiv "Historische Ansichtskarten" von Joachim Fischer aus Berlin zu sehen.
Von Stralsund aus ist dieser Bahnhof die erste Station auf der Insel Rügen. Bis 1967 zweigte hier eine Strecke der Rügenschen Kleinbahn nach Putbus ab.
Der ursprüngliche Fährbahnhof, der damals noch den Namen Altefähre trug, befand sich nordöstlich des hier abgebildeten Bahnhofs. Am 1. Juli 1883 ging dieser mit der Eröffnung der Bahnstrecke nach Sassnitz in Betrieb. Es gab zunächst zwei Fährbecken und Verlademöglichkeiten für den Personen- und Güterverkehr. Insgesamt verfügte die Betriebsstelle über drei Gleise, einen Bahnsteig, ein Empfangsgebäudes und ein weiteres Gebäude.
1896 wurde der Schmalspurbahnhof eröffnet, der sich weiter östlich neben dem Normalspurbahnhof befand. Der Stilllegung der Schmalspurstrecke nach Putbus im Jahr 1967 folgte anschließend der Rückbau. Nur das Empfangsgebäude blieb erhalten.
Nach der Fertigstellung des Rügendamms 1936 wurde der Bahn-Fährverkehr per Trajektschiff eingestellt.
Die Elektrifizierung der Strecke der Normalspur nach Sassnitz begann im Jahr 1989.
Nach der Wende nahm der Fährverkehr in Sassnitz und Mukran deutlich ab, sodass die Gleise 3, 4 und 5 im Bahnhof Altefähr stillgelegt und ab 2005 teilweise entfernt wurden.
Das alte Bahnhofsgebäude wurde im April / Mai 2014 abgerissen. Was bleibt, ist diese schöne Ansichtskarte von diesem Bahnhof auf der Insel Rügen. Vielleicht gelingt es, noch weitere Ansichtskarten von diesem Bahnhof zu erhalten und dann natürlich auch hier im Post-und Ansichtskarten-Museum der Insel Rügen zu zeigen.
Karte des Monats Mai 2016
"Rügen- Kollicker Ufer mit Leuchtfeuer"
Leuchttürme und Leuchtfeuer gehören zu den Wahrzeichen der Insel Rügen. Der Leuchtturm Kollicker Ufer ist einer der acht aktiven Leuchttürme an der 574 Kilometer langen Küstenline der Inseln Rügen und Hiddensee. Die Karte "Rügen- Kollicker Ufer mit Leuchtfeuer" mit der Nummerierung 22880 aus dem Verlag Hermann Müller Stubbenkammer, gelaufen 1923, zeigt den etwas versteckten Leuchtturm. Der sechs Meter dicke Stahlturm mit spitzem Dach wurde 1904 von der Firma Julius Pintsch gebaut und auf einem Kreidefelsvorsprung an einem exponierten Standort aufgestellt. Nach der Probephase ging er am 1. April 1905 in Betrieb.
Der weiß-grüne Leuchtturm mit einem grünen Spitzdach steht 30 Meter über dem Meeresspiegel. Die Höhe des Leuchtfeuers beträgt sieben Meter und hat nachts eine Reichweite von ca. 10 Seemeilen (19km). Den derzeit noch aktiven Leuchtturm kann man über einen zwei Kilometer langen und beschwerlichen Fußmarsch entlang der steinigen Kreideküste oder über einen Waldweg erreichen. Alternativ ist er bei einer Ausfahrt per Schiff von Sassnitz zur Kreideküste zu sehen. Der ebenfalls 1904 an der Kreideküste errichtete, baugleiche „Ranzower Leuchtturm“ der Firma Pintsch wurde 1999 abgeschaltet und steht seit Oktober 2004 als Zeugnis des deutschen Seezeichenwesens auf der Ausstellungsfläche unterhalb der Leuchttürme am Kap Arkona.
Die 1843 von Julius Pintsch in Berlin-Fürstenfelde gegründete Firma war eine der bedeutendsten auf dem Gebiet des Beleuchtungswesens. 1869 lieferte dieses Unternehmen 105 Leuchttonnen für den neu eröffneten Suez-Kanal –eine Sensation zu dieser Zeit. Eine weitere bedeutende Referenz folgte 1919 - mehr als 350 000 Eisenbahnwagen wurden mit „Pintsch Licht“ ausgestattet.
Karte des Monats April 2016
"Insel Rügen - Geöffnetes Hühnengrab"
Die Karte Nummer 1473 aus dem Verlag Arthur Schuster Stettin zeigt das Großsteingrab Sassnitz-Waldhalle 2. Hünengrab ist die volkstümliche Bezeichnung im norddeutschen Gebiet für so genannte Großsteingräber oder Megalithanlagen. Diese bestehen zumeist aus Findlingen, die nach der letzten Eiszeit liegen geblieben sind und zum Bau dieser Grabanlagen genutzt wurden. Die Archäologen datieren die Entstehung in die mittlere Jungsteinzeit zwischen 3500 und 2800 vor Christus. Die heute noch auf der Insel Rügen vorhandene Anzahl von existierenden Großsteingräbern ist nicht genau festzustellen, da viele nur noch in Resten vorhanden sind. Der Naturwissenschaftler und Prähistoriker Friedrich von Hagenow (1797-1865) verzeichnete auf der 1829 von ihm herausgegebenen "Speciale Carte" der Insel Rügen 236 Gräber. Ernst Sprockhoff (Kieler Prähistoriker, 1892-1967) listet in seinem Atlas der Megalithgräber von 1967 für Mecklenburg - Brandenburg - Pommern 45 Anlagen auf. Ewald Schuldt (Prähistoriker, 1914-1987) erwähnt nach umfangreichen Ausgrabungen von 1969 - 1970 54 Großsteingräber auf der Insel, bei denen 15 Großsteingräber intensiv untersucht wurden. Früher, davon zeugt der heute noch gebräuchliche Name Großsteingrab, ging man davon aus, dass diese monolithischen Bauten Begräbnisstätten unserer Ahnen gewesen sind. In unversehrten Steinkammern hat man aber keine kompletten Skelette, sondern wenn, dann nur menschliche Knochen gefunden. Zahlreiche Hügelgräber zeugen noch heute davon und haben der Stubnitz den Beinamen "Rüganischer Totengarten" verpasst gegeben. Innerhalb des Buchenwaldgebietes der Jasmunder Halbinsel, befinden sich insgesamt 218 kleine Hügelgräber, fünf Großsteingräber, drei Burgwälle und ein Opferstein. Neuere Überlegungen gehen deshalb davon aus, dass diese Steinkammern als Beinhäuser, also nur zur Ablage der skelettierten Knochen dienten bzw. für Rituale genutzt wurden. Keines der Monolithbauwerke auf Rügen ist im Ganzen erhalten. Alle sind mehr oder weniger beschädigt, viele ganz und gar verschwunden. Das größte Hügelgrab im Norddeutschen Raum befindet sich auf der Insel Rügen bei Sagard, es ist der Dobberworth.
PS. Zur Erklärung der Schreibweisen bedarf es der Feststellung, dass auf den Karten viele Orthographiefehler bzw. ältere Schreibweisen zu finden sind.
Weitere Großsteingräber auf Rügen und eine genaue Wegbeschreibung zu den einzelnen Gräbern finden Sie unter folgendem Link:
www.grosssteingraeber.de/seiten/deutschland/mecklenburg-vorpommern/insel-ruegen.php
Karte des Monats März 2016
Gruß aus Binz
Die Mondscheinkarte "Gruss aus Binz" von 1898 aus dem Verlag Arthur Schuster Stettin zeigt die Strandpromenade bei Vollmond. Solche Mondscheinkarten waren um 1900 sehr beliebt und eine Modeerscheinung in der Ansichtskartenwelt von 1896 bis 1908. Diese Art der Karten gab es von fast jeder Stadt und war in der Regel meist eine sogenannte „Gruß aus …“ Karte. Auf diesen Ansichtskarten ist immer ein tolles Vollmondmotiv zu sehen, dargestellt mit einem dramatisch anmutenden Nachthimmel und einer romantischen Stadtszene in bläulich bis fast schwarzem Farbton. Oftmals wurde durch Nachbearbeitung einer normalen Karte die Illusion der Nachtaufnahme erzielt. Manche Kartenschreiber mit Witz und Humor versahen den Vollmond schon mal mit einem süßen lächelnden Gesicht oder gar mit einer riesengroßen Kullerträne, um den Schmerz der Trennung und die große Sehnsucht zu verdeutlichen. Sie können jetzt die Stille der Nacht bei Vollmond auf der Trauminsel Rügen im Museum genießen, dabei träumen und dem Rauschen der Wellen in Gedanken lauschen. Den Text dieser Karte ist „übersetzt“ unter Transkription - "Gruss aus Binz " zu lesen.
Weitere Mondscheinkarten finden Sie u.a. auch unter Lohme und Göhren.
Karte des Monats Februar 2016
Göhren Drachenhaus
Die Karte von der Julius Simonsen Kunst- und Verlagsanstalt Oldenburg von 1920 zeigt das Drachenhaus in Göhren. Dieser Verlag wurde 1899 gegründet und mit dem Aufblühen des Fremdenverkehrs ab 1900 an der deutschen Ostseeküste als auch an der Nordsee, entwickelte er sich zu einen der führenden Ansichtskartenverlage in Deutschland. 1999 wurde mit einem großen Fest das 100-jährige Jubiläum gefeiert.
Am Nordperd, dem Ostkap der Insel Rügen, hat man eine tolle Aussicht, wo sich auch schon der Dramatiker und Ostseedichter Max Dreyer in seinem rustikalen Drachenhaus niederließ.
Max Dreyer „Der Schriftsteller der Ostsee", ließ sich in Göhren auf Rügen sein Drachenhaus errichten.
Keinem anderen Wolgaster Holzhaus und seiner Umgebung ist ein größeres künstlerisches Denkmal gesetzt worden, wie dem Drachenhaus in Göhren.
Es war ab 1920 die letzte Lebens- und Wirkungsstätte des Dramatikers Max Dreyer
(geb. 25. September 1862 in Rostock und am 27. November 1946 in Göhren verstorben).
Das Drachenhaus in Göhren wurde 1901 vom Schriftsteller Max Dreyer erbaut und ab 1920 lebte er als freier Schriftsteller in dem heute noch existierenden „Drachenhaus“ auf der Höhe des Göhrener Höfts . In späteren Jahren gelangte das Dichterdomizil des damals viel gelesenen Autors, sein „Drachenhaus“ in Göhren auf der Insel Rügen, zu großer Bekanntheit. In seiner 1894 erschienenen Prosaskizze Hunger widmet sich Dreyer dem Thema des verarmten Poeten.
Max Dreyer wurde Ehrenbürger der Gemeinde Göhren/Rügen.
Bis 1952 wohnte hier der Maler Tom Beyer, dann war es Ferienhaus. Heute befindet sich im „Drachenhaus“ die Werkstatt des Keramikers Peter Beyer, der hier die Drachenhaus-Keramik herstellt.
Karte des Monats Januar 2016
Orientierungskarten der Insel Rügen
Schon sehr zeitig in der Geschichte der Philokartie gab es Orientierungskarten von der Insel Rügen. Die uns bekanntesten Orientierungskarten stammen aus der DDR-Zeit vom VEB Volkskunstverlag Reichenbach, später umbenannt in Verlag Bild und Heimat Reichenbach.
Die ersten Karten dieser Art wurden zwei Jahre nach der Gründung der DDR 1951 von Georg Hülsse aus Ahrenshoop gezeichnet. Die mit Figuren, Straßen, Eisenbahnlinien und ortstypischen Gebäuden illustrierten Karten waren sehr beliebt und damit auch schnell vergriffen. Bis 1953 wurden nur vier Karten von Rügen, dem Fischland, Hiddensee und Mönchgut herausgegeben. Alle Karten erschienen natürlich nur mit der Genehmigung des Ministeriums des Innern (MdI 2147 - Karte von 1957).
Die vom Leipziger Maler und Graphiker Alfred Hoppe (1906 in Colditz geboren und 1985 in Leipzig verstorben) gezeichneten Karten waren wesentlich aufwendiger und künstlerisch anspruchsvoller. Mit rund 125 Bildern waren diese Karten der Inseln Rügen, Hiddensee sowie vom Mönchgut am längsten im Einsatz. Diese von Alfred Hoppe gestalteten Orientierungskarten wurden von 1955 bis 1989 in Reichenbach produziert. Dabei gab es immer wieder kleine Veränderungen, Ergänzungen, neue Straßen oder neue Schiffe und auch neue Lokomotiven und auch den Wegfall von Kleinbahnstrecken. Die Karten von 1957 und von 1987 zeigen im Vergleich ganz deutlich diese Veränderungen.
Insgesamt gestaltete Alfred Hoppe 68 illustrierte Urlauberkarten aus der ganzen DDR mit sehr hohen Auflagen. Heute sind diese Karten begehrte Sammelobjekte und Alfred Hoppe gilt als der Erfinder der in dieser Form auf Postkarten gedruckten handgezeichneten illustrierten Landkarten von Urlaubsgebieten in der DDR.
Aus der DDR-Produktion sind bis jetzt über 300 solcher Orientierungskarten aus allen Teilen des "Arbeiter- und Bauernstaates" bekannt, von denen einige erst im letzten Jahr der DDR realisiert worden waren.
1957 1987
2015
Karte des Monats Dezember 2015
Die Pfarrkirche „St. Katharina“ zu Middelhagen
Die St.-Katharinen-Kirche ist ein aus dem Jahr 1455 stammendes Kirchengebäude, welches hier auf einer Karte vom Verlag Stengel & Co. GmbH Dresden mit der Nummerierung 57846 aus dem Jahr 1924 abgebildet ist.
Die ziegelgedeckte Hallenkirche mit Chor und hölzernem Kirchturm wurde aus Feld- und Backsteinen errichtet. Besonders erwähnenswert ist der um 1480 erbaute mittelalterliche Katharinenaltar, der vermutlich nach dem 30-jährigen Krieg von der Hansestadt Stralsund nach Middelhagen gelangte. Seinerzeit war das Mönchgut ein Pfandlehen von Stralsund. Der Dachreiter, der große Treppenturm und das Gewölbe des Kirchenschiffs, sowie die Bänke, die Kanzel und der gut erhaltene Opferstock entstanden um 1610. Das Votivschiff „Perth“ von 1842 neben dem Altar bauten und stifteten acht Rüganer Lotsen aus Göhren. Die Grüneberg-Orgel in der Kirche stammt aus dem Jahr 1862 und wurde von Hoforgelbauer Barnim Grüneberg aus Stettin erbaut.
Die Kunstanstalt Stengel & Co. GmbH in Dresden produzierte sowohl im Lichtdruck- wie im Offsetdruck-Verfahren und gehörte zu den größten deutschen Herstellern und Exporteuren von Ansichtskarten. Das Unternehmen produzierte bereits 1888 rund 6.000 Karten täglich.Die Buchdruckerei Stengel & Co. bestand bis 1944 und wurde schon während der ersten Luftangriffe auf Dresden im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Karte des Monats November 2015
Schloss Putbus
Die Geschichte des Baus reicht bis in die slawische Zeit zurück. Seit dem 12. Jahrhundert bis ins Jahr 1944 war Putbus im Besitz der Familie von Putbus, einer der führenden alten Adelsfamilien. Das sogenannte "Steinerne Haus" wird als deren Wohnsitz bereits 1371 mehrfach in Urkunden erwähnt. Die urkundliche Bezeichnung des Bauwerkes änderte sich 1416 – aus „Haus“ wurde „Schloss“.
Die Burganlage aus dem 14. Jahrhundert wurde im 15. Jahrhundert gotisch erweitert und Anfang des 17. Jahrhunderts entstand eine dreiflügelige Schlossanlage. Diese wurde 1725 fast vollständig erneuert und erhalten blieben der gotische Flügel sowie der Renaissancebau. Von 1808 bis 1823 ließ Wilhelm Malte I. Fürst zu Putbus den Ort Putbus als klassizistische Residenzstadt ausbauen und es entstanden 49 Gebäude im neuen Baustil. In diesem Zuge fanden ab 1827 umfangreiche bauliche Veränderungen nach Entwürfen des Berliner Architekten J. G. Steinmeyer am Schloss statt. Ein weiterer Umbau erfolgte nach Plänen des Architekten J.Pavelt ab 1872 im Stil des Neoklassizismus, denn nach einem Brand im Jahre 1865 war das Schloss stark beschädigt.
Der in der Mitte angeordnete Binnenhof wurde abgebrochen und ein Saal errichtet, dem sich eine rückwärtig zum Schwanenteich sechsfach gestaffelte Terrassenanlage anschloss. Dabei ging auch der letzte Rest des mittelalterlichen „Steinhauses“ verloren.
Das Schloss Putbus war der ehemals herrschaftliche Sitz der Fürsten von Putbus in der 1810 gegründeten gleichnamigen Stadt Putbus auf der Insel Rügen.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte die Plünderung und da keine Nutzung vorgesehen wurde, begann Materialabtrag und der Verfall war nicht mehr aufzuhalten. 1955 versuchte man zaghaft, das Schloss wiederherzustellen, die Maßnahme wurde jedoch nicht vollendet. Der Abbruch des wohl bedeutendsten Profanbaus der Insel Rügen begann 1959.1962 erfolgte die Sprengung des Gebäudes und bis 1964 das Abtragen der bestehenden Reste. Heute sind nur noch der Umriss des Gebäudes in der Grünfläche und die Seeterrasse erkennbar. Im erhalten gebliebenen und gepflegten Park sind die Schlosskirche, die Orangerie, das Mausoleum der Familie von Putbus, der Marstall und das Affenhaus sehenswert. Die hier gezeigte Ansichtskarte stammt aus dem Rügen-Verlag Sassnitz von Zobler & Wilde.
Karte des Monats Oktober 2015
Fähre Moritzdorf
Die Ansichtskarte "Moritzdorf b. Baabe /Rügen" aus dem Verlag Graphokopie H. Sander KG Berlin von 1970 zeigt die wohl kleinste Fähre und kürzeste Fährverbindung Norddeutschlands oder gar Europas, zwischen Moritzdorf und Baabe über die schmale Baaber Bek. Die Tradition der Moritzdorfer Fähre geht bis auf das Jahr 1891 zurück. Damals wurde erstmals eine Ruderfähre in dem kleinen Ort für die knapp 50 Meter kurze Strecke in Betrieb genommen. In den Sommermonaten wird heute diese Strecke mit dem Ruderboot zwischen den beiden Anlegestellen täglich bis zu einhundert Mal zurückgelegt und erspart den Rüganern, Ausflüglern und den Radlern somit schließlich einen acht Kilometer langen Umweg. Um vom Mönchsgut auf Rügens Kernland und umgekehrt zu gelangen, müssten sie sonst um den ganzen Selliner See . Als um 1891 Menschen und Güter mit einer Ruderfähre über die Baaber Bek gebracht werden mussten, war das Alltag. Heute ist der Fährmann, der Urlauber mit Muskelkraft übersetzt, ein Kuriosum und einmalig auf der Insel Rügen. Mit rund 25 Ruderschlägen vom Fährmann kann er die Personen samt Fahrräder übersetzen. Sicherlich gibt es von dieser kleinen Fähre auch noch ältere Karten, die aber das Museum leider noch nicht besitzt. Vielleicht hat der eine oder andere Sammler ein solches Exemplar.
Karte des Monats September 2015
Sächsisches Kinderheim Wiek auf Rügen
Nach den Plänen des Bauhausschülers Waldo Wenzel wurde ab 1920 im sogenannten Floridastil der Bauhauskunst bis 1929 das Kinderkurheim in Wiek errichtet. Bis zum Ende des 1. Weltkrieges befand sich auf dem über 13 Hektar großen Areal eine Marine-Fliegerstation, bestehend aus Flugzeughallen, Rollbahnen und Wohnunterkünften für die Soldaten und das Personal. Der Versailler Friedensvertrages verlangt die Zerstörung solcher militärischen Einrichtungen nach dem Kriegsende. Nur wenige Kilometer von Rügens Nordkap entfernt entstand an der Ostsee ab 1920 das Sächsische Kinderheim als Kindergenesungsheim mit über 1200 Kinderplätzen am Wieker Bodden. Es wurde am Rande des Ortes an der Straße nach Zürkvitz, auf der Wittower Halbinsel errichtet. Der Chemnitzer Stadtrat Alfred Schatter fand Mitstreiter und eine Städtegemeinschaft von 35 Städten für seine Idee, Kindern eine Kur in dieser Region mit heilender Luft und Sonne zu ermöglichen. Alle Gebäude wurden aus Holz erbaut und fügen sich sanft in das Ortsbild und die Landschaft ein. Das Kinderheim, die heutige AOK-Klinik, liegt unmittelbar am Wasser auf einem 13 Hektar großen parkähnlichen Gelände. Die Größe des Gesamtobjektes mit dem Gebäudekomplex und der Aufteilung des Kinderheimes in Wiek sind noch heute beeindruckend und die vielen Postkarten vom Kinderheim dokumentieren es. Die Luftaufnahme von der Helff & Stein GmbH Leipzig von 1936 verdeutlicht die Größe des Heimes, das direkt am Wasser liegt. Für die Ansichtskartenproduktion wurde diese Luftaufnahme durch das Reichsluftfahrtministerium mit der Nummer 31795 freigegeben und im Verlag O. E. Thämlitz Wiek hergestellt.
Vom Kinderheim Wiek gibt es unzählig viele Motive. Für viele Kinder war es bestimmt die erste Ansichtskarte, die sie in ihrem Leben geschrieben haben und für diese Kinder die erste Begegnung mit der Insel Rügen und damit eine bleibende Erinnerung an ihre Kindheit, die so anhand der Ansichtskarten wach gehalten wird. Wie viele verschiedene Ansichtskarten werden wohl die Reise nach Sachsen angetreten haben? Wie viele persönliche Erinnerungen verbinden die Kartenschreiber heute mit der „Trauminsel Rügen“?
Karte des Monats August 2015
"Vitt mit Vorgebirge Arkona auf Rügen"
Die Karte "Vitt mit Vorgebirge Arkona auf Rügen" von 1910 aus der Julius Simonsen Kunst- und Verlagsanstalt Oldenburg ist eine von vielen Karten, die dieser Verlag von der Insel Rügen anfertigte und damit für uns ein Grund, diesen Kunstverlag etwas näher zu betrachten.
Im November 1899 übernahm Julius Simonsen von dem aus Dänemark stammenden Photographenmeister Christensen das Photo-Geschäft am Markt 8 in Oldenburg und führte es nun in eigener Regie.
Mit dem Aufblühen des Fremdenverkehrs nach der Jahrhundertwende an der deutschen Ostseeküste und an der Nordsee, sah Julius Simonsen für sich ein neues Betätigungsfeld, die Herstellung und den Vertrieb von Ansichtskarten mit Motiven aus den sich weiter entwickelnden oder neu entstehenden Bädern. Ansichtskarten aller Art und Motive vom Badeleben und den Sehenswürdigkeiten in den einzelnen Orten, von Flensburg bis Tilsit / Kaliningrad und von Kap Arkona bis Stralsund, wurden im Bromsilberdruck hergestellt. Um seinem Verlag auch nach außen hin Klang und Namen zu geben, bezeichnete er ihn als „Kunstverlag“. Der Umsatz mit Ansichtskarten stieg ständig und mit ihm auch die Zahl der Mitarbeiter. Filialgeschäfte in Burg auf Fehmarn, Heiligenhafen, Grömitz, Dahme, Kellenhusen, Timmendorfer Strand, Travemünde und in Boltenhagen wurden eingerichtet. Weil das Stammhaus am Markt 8 zu klein wurde, kaufte Julius Simonsen 1908 das Grundstück am Markt 25 hinzu.
Der 1. Weltkrieg bremste den Aufstieg des Verlages wozu auch 1915 seine Einberufung zum Kriegsdienst beitrug. Der Betrieb musste zwangsläufig reduziert werden, wurde aber von seiner Ehefrau Käthe mit einem Angestellten „über Wasser“ gehalten. Nach Kriegsende nahm Julius Simonsen wieder Verbindung mit seinen ehemaligen Absatzgebieten auf und die Nachfrage nach Postkarten stieg wieder ständig. Als cleverer Geschäftsmann dehnte erseinen Tätigkeitsbereich weiter auf Thüringen, den Harz und den Schwarzwald aus.
Im Jahre 1929 erwarb er das Grundstück Göhler Straße 44 und löste den Betrieb am Markt auf.
1932 übergab der Senior-Chef (1876- 1943) den Kunstverlag an seinen Sohn Hans, der den Betrieb bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges zielstrebig weiterführte. Auch er wurde 1941 zum Kriegsdienst eingezogen.
1945 zurückgekehrt, stand er vor einer kaum zu lösenden Aufgabe. Der Verlust seiner Absatzgebiete in Mecklenburg, Pommern und Ostpreußen war nur schwer auszugleichen. Die verbliebenen Orte an Ost- und Nordsee reichten finanziell nicht zur Weiterführung des Betriebes aus und so erweiterte er den Betrieb durch eine Buchdruck-Abteilung.
Der Verlag Simonsen konnte finanziell auf dem Sektor der Ansichtskarten nicht mehr mithalten, musste 1957 den Ansichtskarten-Vertrieb ganz einstellen und führte nur noch die Buchdruck-Abteilung und ein Foto-Atelier am Oldenburger Markt weiter. Wie viele Ansichtskarten-Motive produziert wurden, ist unbekannt und ein Gesamtarchiv ist wahrscheinlich nicht vorhanden.
Auf den Ansichtskarten findet man allerdings Zahlen vor, die eine Nummerierung vermuten lassen.
Diese Karte des Monats August "Vitt mit Vorgebirge Arkona auf Rügen" trägt die Nummer 5517, andere Karten im Museum, z.B. Karten von Binz tragen die Nummern 4908, 14711, 17973. Auch auf den Karten von Sellin (1519, 16811, 22808) oder von Saßnitz (13145) sowie von Kap Arkona (10169 und 30226) sind Zahlen zu finden, die die o.g. Vermutung nahelegen. Vielleicht gibt es an dieser Stelle einmal eine Auflistung nach Nummern der erschienenen und verlegten Karten aus dem Verlag Simonsen.
Quelle und Informationen: Simonsen-Druck Oldenburg
Karte des Monats Juli 2015 "Göhren Strand mit Familienbad"
Im Göhrener Jubiläumsjahr gibt die Ansichtskarte von 1907 "Göhren - Strand mit Familienbad" aus dem Verlag von Luise Meyer Göhren einen interessanten Einblick in die Badekultur vergangener Tage. Göhren, das ehemalige Fischer- und Lotsendorf, 1165 erstmals urkundlich erwähnt, entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einem bedeutenden Ferienort, der seit 1878 den Titel „Seebad“ führt. Unmittelbar unter dem Nordperd erstreckte sich die 1907 / 08 erbaute 450 Meter lange Mole. Im Jahr 1909 erfolgte die Fertigstellung der längsten jemals an der deutschen Ostsee errichteten Seebrücke mit 1076 Meter am Südstrand von Göhren. Die Strände mit einer Gesamtlänge von über fünf Kilometern hatten um 1900 ein ganz anderes Aussehen. Aber selbst der Zauber der damaligen Zeit und des ehemaligen Fischerdorfes ist noch heute an vielen Punkten des jetzigen Ostseebades spürbar.
Im Jahr 2015 begeht Göhren das 850-jährige Jubiläum seiner Ersterwähnung in der Chronik des dänischen Geschichtsschreibers Saxo Grammaticus. Anlässlich dieser Feierlichkeiten gibt es in der Zeit vom 16. September bis 20. September 2015 eine Festwoche mit verschiedenen interessanten Veranstaltungen.
Karte des Monats Mai 2015
Trajektschiffe Stralsund - Altefähr
Die Karte des Monats Mai 2015 vom Verlag M. Glückstadt & Münden aus Hamburg mit dem Titel "Stralsund - Traject fährt nach Rügen" stammt von 1910 und zeigt eines der vier Trajektschiffe, die ab 1883 im Einsatz waren.
Ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung der Stadt Stralsund war die Inbetriebnahme des Eisenbahntrajektverkehrs nach Rügen. Dieser wurde notwendig, weil Rügen immer mehr touristisch erschlossen wurde und weil eine Fährverbindung von Sassnitz nach Schweden gebaut werden sollte. Im Jahr 1882 begannen die Bauarbeiten dafür. Das erste, von der Schichau-Werft in Elbing erbaute Trajektschiff, die 36 Meter lange „Prinz Heinrich“, traf am 13. November 1882 in Stralsund ein und hat nach umfangreichen Erprobungen mit dem Übersetzen des ersten Zuges am 1. Juli 1883 den regelmäßigen Fährverkehr aufgenommen. Der erste Zug aus Bergen traf feierlich geschmückt in Altefähr ein und wurde durch die "Prinz Heinrich" nach Stralsund übergesetzt. Die Landebrücken in Altefähr standen nördlich () der Stelle, an der heute die Rügenbrücke die Küstenlinie der Insel Rügen erreicht. Der Bahnhof Stralsund-Hafen befand sich in der Nähe des ehemaligen Elektrizitätswerkes. Die Reisenden und die Waggons fuhren vom Hauptbahnhof über die Hafenbahn zum Bahnhof Stralsund-Hafen. In einem Jahr reisten über 90.000 Personen mit der Fähre. Transportiert wurden Kreide, Holz, Kalk und auch die Post für Rügen sowie die Seepost. Mit einer Tragfähigkeit von 60 Tonnen konnte sie drei zweiachsige Güterwagen oder drei zweiachsige Personenzugwagen aufnehmen. Es folgten 1883 das Trajektschiff “Rügen“ und 1890 die „Stralsund“. Die Länge der Fährstrecke betrug 2 600 (oder 2,6 km – siehe weiter unten 2,5 km)Meter und mit einer Geschwindigkeit von acht Knoten ergab sich eine Reisedauer von 11 Minuten. Wegen der komplizierten Wendemanöver beim An- und Ablegen wurden aber tatsächlich etwa 35 Minuten für die Überfahrt benötigt. Die Fahrgäste mussten während der Überfahrt die Waggons verlassen und konnten unter Deck in den beiden Kajüten Platz nehmen. Im Vorschiff befand sich die einst mit rotem Plüschmobiliar ausgestattete „Cajüte I. und II. Classe", im Achterschiff die im Stil der hölzernen Eisenbahnabteile eingerichtete „Cajüte III. und IV. Classe".
Am 6. Juli 1909 fand die Eröffnung der Königslinie der Trajektverbindung Saßnitz - Trelleborg.
Von 1932 bis 1936 wurde der 2,5 km lange Rügendamm über den Strelasund gebaut und am 5. Oktober 1936 war die Einweihung dieser technischen Meisterleistung. Der Rügendamm ist die erste feste Strelasundquerung, über den sowohl die alte Bundesstraße 96, die Bahnstrecke Stralsund - Sassnitz sowie ein kombinierter Fuß- und Radweg führen. Damit endete nach 53 Jahren der Eisenbahnfährbetrieb Stralsund-Hafen - Altefähr. Für die vier Trajektschiffe begann eine wechselvolle Geschichte mit den unterschiedlichsten Einsätzen und Außerdienststellungen. Seit Juni 1997 ist das Trajektschiff "Stralsund" im Museumshafen von Wolgast als technisches Denkmal und als das älteste noch existierende Eisenbahnfährschiff der Welt zu besichtigen.
Weitere Ansichtskarten und Informationen
auf der Seite Stralsund und Schiffe hier im virtuellen Post-und Ansichtskarten-Museum
und unter
www.museum.wolgast.de/einrichtungen/faehre.html
www.klaus-kramer.de/Schiff/faehre/Fatr_top.html
Karte des Monats April 2015
Saßnitz a. Rügen - Kreideschlemmerei
Die Ansichtskarte des Monats April 2015 vom Verlag Zobler & Wilde aus dem Rügen-Verlag Saßnitz zeigt die Kreide-Schlemmerei des Ortes. Der Kreideabbau gehört zur Geschichte der Insel und seit den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts ist der Kreideabbau einer der wichtigsten Industriezweige Rügens. Schon seit 1832 wird hier Kreide im Tagebau abgebaut und für die Herstellung von Gips, für die Gesundheits- und Präventivmedizin, aber auch für die Filteranlagen in Kraftwerken verwendet. Die Kreidekur auf Rügen besitzt eine lange Tradition und Sassnitz nannte sich schon in den dreißiger Jahren Kreideheilbad. Aus der Rügenkreide wird keine Schulkreide hergestellt - sie würde an der Tafel zerbröseln und Lehrer und Schüler verzweifeln lassen. 1845 nahm in Sassnitz der erste Schlämmkreide-Betrieb seine Arbeit auf. Zehn Kreidewerke existierten bereits um 1850 auf der Insel und um 1900 waren es über 20 Betriebe. Im Sassnitzer Hafen wurden bereits 1928 rund 500.000 Tonnen Rohkreide umgeschlagen. Der Abbau der Rügener Kreide erfolgt nicht an der wunderschönen Kreideküste, sondern im Landesinneren. Die Kreidewände im Rücken der Altstadtteile von Sassnitz verdanken ihre jetzige Form ebenfalls dem Kreidetagebau. Heute finden sich noch viele Spuren des Kreideabbaues auf der Insel und das Kreidewerk Rügen in Klementelvitz, westlich von Sassnitz, ist eines der modernsten und liefert weiterhin die begehrten Rohstoffe aus Rügener Kreide.
Karte des Monats März 2015
Sellin a.Rügen 1901
Die Karte des Monats März aus der Sammlung von Günther Hunger zeigt eine historische Ansicht von Sellin, die am 23.August 1901 gelaufen ist. Abgebildet ist eine Flunder mit einem kleinen Bild vom Strand mit den Hallen. Diese Karte stammt aus dem Verlag Reinicke & Rubin Magdeburg. Er war ein überregional tätiger Verlag, der um 1900 mehrere zehntausend fortlaufend nummerierte Ansichtskarten in verschiedenen Drucktechniken vertrieb.Die Karte von Sellin trägt die Nummern 352 und 489.
Ähnliche Motive mit der Flunder gibt es auch von anderen Orten an der Ostsee z.Bsp. von Swinemünde von 1901 oder von Kolberg mit dem Strandschloss von 1901.